Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

212 Spanien. (März 15.—Mai Mitte.) 
Vorkommnisse mit verantwortlich und fordert sie auf, durch Reformen die 
Lage der Arbeiter zu verbessern. Der Minister des Innern erwidert, da 
er die Unruhen vorausgesehen habe, habe er ein Rundschreiben an die Prä- 
fekten gerichtet, in welchem er sie aufgefordert habe, Maßregeln zu ergreifen, 
bevor ein Aufstand in Barcelona ausbreche. Später habe er zwischen den 
Arbeitgebern und Arbeitern zu vermitteln gesucht. Er habe ferner die 
Redner in den Versammlungen gerichtlich verfolgt und den Belagerungs- 
zustand verhängt. Drei Stunden nach der Proklamierung des Ausstandes 
habe er den Präfekten, der offenbar nicht genügende Autorität besaß, ab- 
gesetzt; die Regierung habe also ihre Pflicht getan. 
März. Kabinettskrisis. 
Am 10. März tritt der Finanzminister Urzaiz zurück, weil sein 
Projekt, die Emissionen von der Bank von Spanien zu trennen, in der 
Kammer keinen Beifall findet. Hieran knüpft sich eine Kabinettskrisis, die 
am 18. beendet wird. Sagasta bleibt Vorsitzender, neu eintreten Cana- 
lejas für öffentliche Arbeiten, Moret für Inneres, Rodriganez für Finanzen, 
Montille für Justiz. 
15. März. (Madrid.) Auf Befehl des Kriegsministers 
werden die Soldaten, deren Dienstzeit abgelaufen ist, noch unter 
der Fahne behalten, bis die Gefahr der Ruhestörungen vorüber ist. 
Anfang April. (Cortes.) Die Regierung bringt eine Vor- 
lage über Schuldentilgung ein. 
Es wird geplant, daß der Staatsschatz der Bank von Spanien in 
einem Zeitraum von zehn Jahren den Betrag der bei derselben schweben- 
den Schuld zurückzahlt. Zu dieser Rückzahlung soll erstens der Betrag 
der gemäß dem Gesetze vom 2. August 1899 zu emittierenden öffentlichen 
Schuld verwandt werden, zweitens der Ertrag der Begebung einer dauern- 
den inneren, äußeren oder amortisierbaren Schuld. Die Regierung soll 
ermächtigt werden, die Emission oder Begebung im Gesamtbetrag oder in 
Teilbeträgen vorzunehmen. Drittens sollen die Ueberschüsse der nächsten 
Budgets zu dieser Rückzahlung verwandt werden. Das Maximum der 
Emission der Bankbillets soll 1200 Millionen Pesetas betragen. Die über 
diesen Betrag hinaus im Umlauf befindlichen Bankbillets müssen durch 
bare Kassenbestände, von denen die Hälfte aus Gold bestehen muß, gedeckt 
werden. Die Regierung wird sich mit der Bank von Spanien wegen Fest- 
setzung des Diskonts für die Darlehen mit Garantie durch öffentliche Fonds 
ins Einvernehmen setzen. Dieser Diskont muß stets ein halb Prozent höher 
sein als der Wechseldiskont. Desgleichen wird sich die Regierung mit der 
Bank von Spanien wegen des Verkaufs von Titres der öffentlichen Schuld 
und von Aktien der Tabakspachtgesellschaft ins Einvernehmen setzen, der- 
gestalt, daß das Portefeuille sich ausschließlich aus diskontierten Wechseln 
mit einer Verfallzeit von 90 Tagen zusammensetzt, jedenfalls aber darf 
dieser Verkauf nicht statthaben, bevor an die Bank von Spanien die dem 
Staatsschatz gegenwärtig geleisteten Vorschüsse zurückerstattet sind. 
16. April. Franz v. Assisi, Gemahl der Königin Isabella 
von Spanien (1833—68), in Epinay in Frankreich, k. 
Mitte Mai. (Madrid.) Es werden mehrere Anarchisten 
verhaftet, die eine Verschwörung gegen das Leben des Königs ge- 
plant haben sollen.
	        
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