216 Grofbritannien. (Januar 20. 21.)
mit, daß der König von Italien sich bereit erklärte, das Schiedsrichteramt
zu übernehmen. Ferner heißt es in der Thronrede, die Regenfälle in
Indien seien weniger reichlich, als es zu wünschen wäre. Die Fortführung
der Notstandsvorkehrungen sei, wenn auch in geringerem Maßstabe, in
den einzelnen Landesteilen nötig und die Unterstützungsmaßnahmen gegen
die Hungersnot sollten bezüglich des einzuschlagenden Verfahrens und dessen
Wirksamkeit weiter verbessert werden. Die Thronrede gedenkt sodann des
Todes des Emirs von Afghanistan und der Thronbesteigung seines Nach-
folgers, der den ernsten Wunsch ausdrückte, die freundlichen Beziehungen
Afghanistans zum indischen Reich aufrechtzuerhalten. Schließlich werden
einzelne Vorlagen angekündigt betr. Verbesserungen des Unterrichtswesens,
Erleichterungen des An= und Verkaufs von Land in Irland und andere
Maßnahmen lokalen Charakters.
20. Januar. (Unterhaus.) Debatte über den südafrika-
nischen Krieg; Konzentrationslager, Friedensverhandlungen, Hin-
richtungen.
Auf verschiedene Anfragen und Anträge erwidert Kolonialminister
Chamberlain: Die Konzentrationslager seien geschaffen worden infolge
des Vorgehens Bothas, der die Frauen nicht in den Meiereien belassen
wollte. Die Regierung sorgte mit einer in der Kriegsgeschichte beispiellos
dastehenden Menschlichkeit für die ihr so aufgedrängten Frauen und Kinder.
Für das beklagenswerte Elend und die Sterblichkeit in jenen Lagern seien
die Befehlshaber der Buren verantwortlich. Wenn die Buren glaubten,
daß sie jederzeit die von Kitchener angebotenen Bedingungen erhalten
könnten, seien sie im Irrtum. Augenscheinlich sei der Grund, weshalb sie
Kitcheners Vorschläge ablehnten, der, daß sie dieselben für das Minimum
hielten, das sie jederzeit erhalten könnten. Es wäre sehr gefährlich, sie in
dieser Ansicht zu bestärken. Falls die Buren Verhandlungen eröffneten,
müßten die Engländer zunächst wissen, ob die, welche die Verhandlungen
führen wollten, auch berechtigt seien, das zu tun. Präsident Krüger und
seine mit nach Holland geflüchtete Umgebung schienen das Vertrauen der
Transvaaler verloren zu haben. Ebenso wenig käme die ambulante Re-
gierung Stejns und Schalk Burghers in Betracht, da sie nicht mit allen
Kommandos in Verbindung sei. Auch die Burengenerale könnten für die
andern nicht verhandeln. Wenn aber wirklich eine entsprechende Vertretung
der Buren gefunden wäre, so müsse gesehen werden, ob ihre Bedingungen
vernünftig seien und Aussicht auf einen soliden Frieden böten. Banner-
manns Vorwurf betreffend die Ausrottungspolitik sei unberechtigt; niemand
sei wegen Hochverrats erschossen worden, sondern wegen Mordes. Die Re-
gierung wolle den Besiegten baldmöglichst volle politische Rechte und allen
Weißen gleiches Recht geben. Eine allgemeine Konfiskation sei nicht beab-
sichtigt. Zum Zwecke des dauernden Friedens müßten die Buren ihre
Niederlage zugeben, was angesichts ihrer Tapferkeit keine Demütigung sei.
England sei nicht taub gegen Friedensanerbietungen, die von einer ver-
antwortlichen Behörde kommen. Kitcheners Proklamation vom 7. August
bleibe unaufgehoben, da durch die Exilierung der Burenführer die Bestre-
bungen zur Wiederaufrichtung des Burenstaates unterdrückt würden. Letz-
teren werde nach dem Friedensschlusse, soweit es Englands Sicherheit
erlaube, größtmögliche Amnestie gewährt werden. Hinter der Regierung
stehe die Mehrheit der Engländer. (Beifall.) «
A. Januar. (Unterhaus.) Debatte über die Vorgeschichte
des spanisch-amerikanischen Krieges (vgl. S. 38).