Großbritannien. (Januar 23. 25.) 217
Auf eine Anfrage bezüglich des Gerüchtes, daß seinerzeit von seiten
der europäischen Mächte Vorschläge zu einem gemeinsamen Vorgehen ge-
macht seien, um den Ausbruch des spanisch-amerikanischen Krieges zu ver-
bindern, erwidert Unterstaatssekretär Cranborne, nach Ausbruch des
rieges seien solche Schritte nicht mehr unternommen worden, wohl aber
habe er unmittelbar vor dem Kriege verschiedene Mitteilungen von anderen
Mächten erhalten, welche die Ueberreichung einer gemeinsamen Note in
Washington angeregt hätten. Die britische Regierung habe sich bereit er-
klärt, sich den übrigen Mächten anzuschließen, und in dieser Note der Hoff-
nung Ausdruck gegeben, daß die weiteren Unterhandlungen zu einer fried-
lichen Einigung führen würden, die von gewissen Garantien begleitet sein
würde. Die britische Regierung habe nun zunächst Schritte getan, um sich
zu vergewissern, ob die Ueberreichung der Note, wie auch ihr Wortlaut
für den Präsidenten annehmbar sein würden. Die Regierung habe es so-
dann abgelehnt, sich mit weiteren Vorschlägen einverstanden zu erklären,
gegen die man anscheinend den Einwand hätte erheben können, daß sie
einen Druck auf die amerikanische Regierung ausübten und die Haltung
Amerikas kritisierten.
23. Januar. (Unterhaus.) In einer Debatte über das
Verhältnis Englands und Rußlands zu Perfien erklärt Unterstaats-
sekretär Lord Cranborne:
Das Ziel Englands in Asien sei die Aufrechterhaltung des status
quo. Großbritannien habe große politische und Handelsinteressen in Per-
sien, welche es aufrecht erhalten müsse. Es bestehe aber kein Grund, daß
Großbritannien deshalb in andere als freundschaftliche Beziehungen zu
Rußland trete. Obwohl England freundschaftliche Beziehungen zu Ruß-
land und den anderen Mächten suche, dürften diese Beziehungen nicht auf
Kosten von Rechten, die es durch einen Vertrag besitze, angestrebt werden.
(Beifall.) Englands Politik sei auf die Wahrung der Integrität Persiens
gerichtet; aber es gebe Grenzen für eine solche Politik, welche nicht unab-
hängig vom Vorgehen anderer Mächte aufrecht erhalten werden könne.
England könne seine Rechte und seine Uebergewichtsstellung nicht aufgeben.
Neben der Integrität Persiens wünsche er, Redner, auch dessen Weiter-
entwicklung. Bezüglich der Weigerung Englands, die jüngste persische An-
leihe zu garantieren, führte Cranborne aus, die Regierung könne Geld
nur gegen gute Sicherheit verleihen. Die englische Regierung habe die
Tatsache begrüßt, daß Rußland an der Entwicklung des Eisenbahnwesens
in Persien teilnehme, genau so, wie sie ein analoges Vorgehen Deutsch-
lands begrüßt habe. Die englische Handelspolitik, welche keine Vorzugs-
tarife kenne, komme allen zugute.
25. Januar. Die niederländische Regierung richtet eine Note
an die englische und bietet ihre guten Dienste zur Herbeiführung
von Friedensverhandlungen im südafrikanischen Kriege an. Die
englische Regierung erwidert, die Initiative müsse von den Buren
ausgehen. (Vgl. Staats-Archiv Bd. 66.)
Januar. Februar. England, Deutschland und die Vereinigten
Staaten. (Vgl. S. 38.)
Die Presse kommentiert die Reise des Prinzen Heinrich von Preußen
nach Amerika und führt dabei aus, daß Deutschlands Haltung gegen die