Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

220 Großbritansien. (Februar 13.—28.) 
teien die Verbindlichkeit enthält, daß sie von der anderen Partei zum 
Beistande aufgefordert werden kann, nur wirksam werden, wenn einer der 
Verbündeten sich gezwungen sieht, in den Krieg zu ziehen zur Verteidigung 
der Interessen, welche beiden gemeinsam sind, ferner, wenn die Umstände, 
unter welchen der Schritt unternommen, derart sind, daß feststeht, daß er 
den Streit nicht gesucht hat. Und wenn der Verbündete, der zur eigenen 
Verteidigung in einen Kampf verwickelt ist, sich nicht durch eine einzelne 
Macht, sondern durch eine feindliche Koalition bedroht sieht. 
13. Februar. (Unterhaus.) Debatte über die Mandschurei 
und die Abkommen mit Japan und Deutschland. 
Abg. O'Kelly fragt, ob der englisch-japanische Vertrag auch auf 
die Mandschurei Anwendung finde und ob die deutsche Regierung der An- 
sicht sei, daß das englisch-deutsche Abkommen gleichfalls auf die Mandschurei 
Anwendung finde. Unterstaatssekretär Cranborne: Die Mandschurei sei 
ebensowenig wie irgend eine andere Provinz Chinas von dem Geltungs- 
bereich des neuen Abkommens ausgeschlossen. Der Inhalt des englisch- 
japanischen Abkommens sei auch der deutschen Regierung mitgeteilt worden 
und das englisch-deutsche Abkommen bleibe noch in Kraft. Dem Vorredner 
sei ohne Zweifel die Auslegung wohl bekannt, welche die deutsche Regie- 
rung bezüglich der Frage der Anwendbarkeit des englisch-deutschen Ab- 
kommens auf die Mandschurei kundgegeben habe. 
15. Februar. (Unterhaus.) Die Regierung legt die Etats 
für das Heer und die Marine vor. 
Der Militäretat für das Fiskaljahr 1903 beträgt 69 310 000 Pfd. 
Sterl. (nach deutschem Gelde 1 Milliarde und 386¼ Millionen Mark). 
Die Präsenzstärke des Heeres soll 420000 Mann betragen, und zwar 
219 700 Mann für den ordentlichen und rund 200000 Mann für den 
Kriegsdienst. Der Voranschlag bleibt hinter dem für 1902 um 23230000 
Pfd. Sterl. (464 600 000 Mk.) bezüglich des Kriegsdienstes und um 375000 
Pfd. Sterl. (7⅛½ Mill. Mk.) bezüglich des ordentlichen Dienstes zurück. Er 
sieht weiter die Beibehaltung der Feldarmee in Südafrika in der gegen- 
wärtigen Stärke für acht oder neun Monate des neuen Finanzjahrs vor. 
Die Marine-Forderungen belaufen sich auf 31 255 000 Pfd. Sterl. 
gegen 30 875 000 Pfd. Sterl. im Vorjahre; davon sind bestimmt für Neu- 
bauten 9.058 000 Pfd. Sterl., von diesem letzteren Betrage sind 700 000 
Pfd. Sterl. für die ersten Raten neuer Schiffe ausgeworfen. 
Februar. Differenzen in der liberalen Partei (vgl. 1901 
S. 224.) 
In Leicester findet eine Versammlung der „National Liberal Fede- 
ration“ statt (19. Februar). In den Debatten kommt es zu lebhaften 
Kämpfen zwischen den Anhängern Roseberys, die gegen die Home Rule 
und für den Imperialismus sind, und denen Campbell-Bannermanns. 
Campbell-Bannermann greift Lord Rosebery scharf an, namentlich 
wegen seiner Bekämpfung der Gladstoneschen Home Rule und fordert ein 
Sonderparlament und eine Sonderregierung für die Iren. 
W. Februar. (Unterhaus.) Debatte über Irland. 
Abg. T. W. Russel polemisiert gegen die Versuche, die irische 
Agitation mit Gewalt niederzuwerfen. Das vereinigte Königreich stände 
vor dem Ausbruch jener großen Krisen, die von Zeit zu Zeit das Staats- 
gebäude in Irland in seinen Grundfugen erschüttern. Im gegenwärtigen
	        
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