Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

224 Großbritaunien. (Mai 12. —Juni 2.) 
12. Mai. (Unterhaus.) Der Schatzsekretär Hicks Beach 
läßt die geplante Verdoppelung der Wechselsteuer fallen, weil sie 
lebhafte Opposition findet. 
21. Mai. Vorschläge über Reform der Offizierausbildung. 
Ein Ausschuß, der zur Prüfung der Offizierausbildung eingesetzt 
war, verurteilt das bisherige System scharf. Er schlägt vor, in jedem 
Jahre 50 Offizierspatente an Studenten aus den englischen Kolonien zu 
vergeben. Hundert Patente sollen sofort an Universitätsstudenten gegeben 
werden, um sie zur Einschlagung der Offizierslaufbahn zu ermutigen. Es 
müsse ferner Kadetten, welche einen Zuschuß von 200 Pfund jährlich haben, 
möglich sein, bei der Kavallerie einzutreten. Dann solle ein General- 
inspekteur für das militärische Erziehungswesen ernannt werden, dessen erste 
Pflicht es sein würde, die militärischen Instruktionsbücher einer Revision 
zu unterziehen, soweit sie zu tadeln sind. 
28. Mai. (Unterhaus.) Admiral Forster erklärt über den 
Ausbau der Marine: 
„Seit April 1901 wurden 35 Schiffe fertig gestellt. Gegenwärtig 
sind 75 Schiffe in Bau, darunter 14 Schlachtschiffe und 24 Panzerkreuzer. 
England verwendet 9 Mill. Pfd. St. (180 Mill. Mark) allein auf Neu- 
bauten für die Flotte, während das ganze deutsche Marinebudget sich auf 
10 Mill. Pfd. Sterling (200 Mill. Mark), das französische auf 12 Mill. 
Pfd. St. (240 Mill. Mark) beläuft. Die Admiralität ist entschlossen, das 
Tempo der Schiffsneubauten nicht herabgehen zu lassen und das aufgestellte 
Flottenprogramm durchzuführen. In der Ueberwindung der Verzögerung, 
die im Schiffsbaubetrieb und in der Beschaffung des Panzermaterials ein- 
getreten ist, wurden befriedende Fortschritte gemacht.“ 
1. Juni. (London.) Der König erläßt folgende Botschaft 
an das englische Volk über die Beendigung des südafrikanischen 
Krieges: 
Der König erhielt die willkommene Nachricht von der Einstellung 
der Feindseligkeiten in Südafrika mit unendlicher Genugtuung und hegt 
das Vertrauen, daß dem Frieden die Wiederherstellung der Wohlfahrt in 
seinen neuen Besitzungen rasch folge und daß die durch den Krieg not- 
wendigerweise hervorgerufenen Empfindungen einem aufrichtigen Zusammen- 
wirken aller Untertanen des Königs in Südafrika Platz mache, um die 
Wohlfahrt ihres gemeinsamen Vaterlandes zu fördern. 
2. Juni. Das Abkommen über die Unterwerfung der Buren 
wird veröffentlicht. Bemerkungen Balfours. Das Abkommen lautet: 
Art. 1: Die Burghers im Felde legen sofort alle Waffen nieder und 
übergeben die Kanonen und Waffen, sowie die Kriegsmunition, die in 
ihrem Besitze sind oder unter ihrer Kontrolle sich befinden. Sie stehen von 
weiterem Widerstande gegen die Autorität König Eduards VII. ab, welchen 
sie als ihren gesetzlichen Souverän anerkennen. Art. 2: Alle Burghers 
im Felde wie außerhalb der Grenzen Transvaals und der Oranje-Kolonie 
und alle Kriegsgefangenen, die jetzt außerhalb Südafrikas sich befinden und 
Burghers sind, werden, sobald sie die Annahme ihrer Stellung als Unter- 
tanen König Eduards erklärt haben, zurückgebracht, sobald die notwendigen 
Beförderungs= und Subsistenzmittel beschafft und gesichert sind. Art. 3: Die 
auf diese Weise sich ergebenden und zurückkehrenden Burghers werden ihrer
	        
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