226 Großbritannien. (Juni 5.—22.)
jetzt im Felde stehen, oder sich ergeben haben, oder seit dem 12. April 1901
gefangen genommen wurden, gewährt werden sollen, folgende sind: Gemeine
Soldaten sollen, nachdem sie sich ergeben und die Waffen ausgeliefert haben,
von dem Magistrate des Distriktes, wo die Uebergabe erfolgt, ein Schrift-
stück unterzeichnen, in welchem sie sich des Hochverrates schuldig bekennen.
Ihre Strafe soll, vorausgesetzt, daß sie nicht des Mordes oder einer Hand-
lung schuldig sind, die gegen die Gebräuche einer zivilisierten Kriegsführung
verstößt, darin bestehen, daß sie lebenslänglich nicht berechtigt sind, in die
Wählerlisten eingetragen zu werden oder bei Parlaments-, Provinzialrats-
oder Munizipal-Wahlen zu stimmen. Friedensrichter, Feldkornets, über-
haupt alle Personen, die eine amtliche Stellung unter der Kap--Regierung
oder eine autoritative Stellung, bezw. ein Kommando bei Rebellen= oder
Burghers-Streitkräften hatten, sollen wegen Hochverrates vor einen gewöhn-
lichen Gerichtshof des Landes oder vor solche Gerichte gestellt werden, die
hierfür gesetzlich gebildet sind. Ihre Bestrafung soll diesen Gerichten mit
der Maßgabe überlassen sein, daß unter keinen Umständen die Todesstrafe
zu verhängen ist. Die Regierung Natals ist der Ansicht, daß die Rebellen
gemäß dem Gesetze der Kolonie zu behandeln sind.
5. Juni. Beide Häuser des Parlaments nehmen ein Dankes-
votum für das Heer an und bewilligen Lord Kitchener eine Do-
tation von 50 000 Pfund. — Im Unterhause protestieren die Iren
leidenschaftlich dagegen.
Juni. Die öffentliche Meinung begrüßt das Abkommen mit
den Buren mit großer Genugtuung; England könne sich nun mit
ungeteilten Kräften den Aufgaben des Imperialismus und der
Versöhnungspolitik in Südafrika zuwenden.
Juni. Die englischen Verluste im südafrikanischen Kriege
betragen nach einer amtlichen Bekanntmachung: 22550 Tote,
22 829 Verwundete, 9553 Gefangene und Vermißte. 75430 Mann
wurden als Invaliden in die Heimat entlassen.
10. Juni. Das Unterhaus genehmigt den Getreidezoll mit
279 gegen 193 Stimmen. (Annahme in dritter Lesung 25. Juni.)
Dabei lehnt der Schatzsekretär einen Schutzzoll auf ausländische
Waren ab.
22. Juni. (London.) Toast des Grafen Waldersee auf die
englische Armee.
Feldmarschall Graf Waldersee, der zur bevorstehenden Krönungs-
feier in London eingetroffen ist, hält auf einem ihm von Lord Roberts ge-
gebenen Diner folgende Rede: „Es ist eine hohe Ehre für mich, an den
gegenwärtigen Festlichkeiten zur Krönung Ihres allergnädigsten Königs teil-
zunehmen. Die Tatsache, daß ich im letzten Jahre die Ehre hatte, britische
Truppen zu befehligen und deren Schulung und Tapferkeit selbst zu be-
obachten, erhöht meine Freude und Genugtuung, heute der Gast eines so
ausgezeichneten Oberbefehlshabers der britischen Armee, des stets siegreichen
Feldmarschalls, meines Wirtes zu sein. Wir deutschen Soldaten wissen
alle sehr wohl, wie schwer und mühsam die Aufgabe war, welche die
britische Armee in Südafrika zu bewältigen hatte. Wir wissen auch, daß