232 Großbritannien. (November 8./20. 10.)
von 24000 Gefangenen bereits 14000 zurückgebracht worden seien, und
daß weitere 7000 noch vor Jahresschluß zurückkehren würden; der Rest
solle dann in kürzester Zeit folgen. Der Wert des Grundbesitzes in Trans-
vaal und der Oranje-Kolonie sei in der kurzen Zeit seit dem Friedens-
schluß schon gestiegen. Wenn die bisher bewilligten Mittel nicht ausreichten,
so werde er nicht zögern, weitere zwei Millionen Pfund für die Loyalisten
zu fordern, da sich die englische Regierung bereit erklärt habe, den Loyalisten
in Natal Entschädigungen zu gewähren und den loyalen Untertanen der
Kapkolonie, die unter dem Einfall der Buren gelitten hätten, Beihilfe zu
geben. Den Kaprebellen dagegen solle kein Pfennig Entschädigung gewährt
werden. Der Kredit wird am 6. November bewilligt.
8./20. November. Besuch des Deutschen Kaisers in Eng-
land. — Die Möglichkeit eines englisch-deutschen Bundes wird viel
erörtert und die Haltung der deutschen öffentlichen Meinung kritisiert.
10. November. (London.) Rede des Premierministers Bal-
four auf dem Lordmayorsbankett. Südafrika; Verhältnis zu den
Kolonien; Besuch des Kaisers; internationale Aufgaben.
„Dieser Krieg hat uns die Antwort auf zwei Fragen gegeben, welche
von den Staatsmännern und Kritikern, ehe er begann, voll Besorgnis auf-
geworfen wurden. Die erste Frage war die: Ist das britische Volk jetzt
noch das, was es in vergangenen Zeiten war, ein Volk in der Tat nach
Frieden begierig aber nicht ungerüstet für den Krieg und bereit, seine
großen nationalen und persönlichen Opfer zu bringen, welche ein not-
wendiger Krieg unvermeidbar erheischt. Die zweite Frage war, sind jene
großen sich selbst verwaltenden Kolonien, die ihren Ursprung, Abstammung,
Gesetze und Politik von uns genommen haben, sind diese Kolonien bloß
stille Teilhaber an der Reichsfirma und sind sie nur bereit, an den Vor-
teilen teilzunehmen und sich nicht den Gefahren auszusetzen, oder sind sie
bereit, gleich ihren Vorfahren im alten Lande, für das Reich zu kämpfen,
von dem sie ein Teil sind? Diese beiden Fragen werden heute nicht mehr
gestellt, weil jedermann die Antwort weiß, welche bejahend lautet. Eine
noch nicht beantwortete Frage ist es dagegen, ob dieser Krieg, welcher zu
einem erfolgreichen Abschluß gebracht wurde, nun auch von einem nicht
minder erfolgreichen Frieden gefolgt sein wird? Ich für meinen Teil sehe
der Zukunft unserer neuen Kolonien und des großen südafrikanischen Ge-
meinwesens, von dem diese neuen Kolonien jetzt ein wesentlicher Teil sind,
in hoffnungsvoller, doch nicht sanguinischer Stimmung entgegen. Wir
haben mit großen materiellen und großen moralischen Schwierigkeiten zu
kämpfen und haben eingedenk zu sein, daß die beiden neuen Kolonien noch
vor wenigen Monaten der Schauplatz eines Krieges gewesen sind, der einzig-
artig in der Hinsicht war, daß jedes menschliche Wesen in beiden Kolonien
entweder Kriegführender war, der auf der einen oder der anderen Seite
im Felde kämpfte, oder auf Kosten unseres Landes unterhalten wurde und
nicht aus den Mitteln des Gemeinwesens, von dem es ein Glied war.
England kehrte den Grundsatz Napoleons um, der das Land, in das er
eindrang, das einfallende Heer ernähren ließ.“ Während des ganzen Krieges
hätten die Industrien Südafrikas stillgestanden und es sei jetzt nötig,
wieder von vorne anzufangen. Dies sei eine große Aufgabe, welche, wie
er glaube, binnen kurzem durchgeführt werden würde. Die Kolonien würden
zu einem höheren Stande des materiellen Gedeihens gebracht werden, zu
dem, den sie inne hatten, ehe sie ein integrierender Teil des britischen