Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

VI. 
Frankreich. 
1. Januar. Depeschenwechsel zwischen Petersburg und Paris. 
Der Zar telegraphiert an den Präsidenten: 
Zarskoje Selo, 1. Januar. 
Aus Anlaß des Jahreswechsels drängt es die Kaiserin und Mich, 
Ihnen unsere besten Wünsche für Frankreich und für Sie persönlich, Herr 
Präsident, auszusprechen. Unter den angenehmsten Erinnerungen, welche 
uns das soeben zu Ende gegangene Jahr hinterläßt, ist uns diejenige der 
in dem schönen befreundeten und verbündeten Lande zugebrachten Tage 
besonders teuer. 
Nikolaus. 
Präsident Loubet antwortet: 
Seiner Majestät dem Kaiser Nikolaus, Zarskoje-Selo. Sehr gerührt 
von den Wünschen, welche Euere Majestät und Ihre Majestät die Kaiserin 
für Frankreich, den Freund und Verbündeten Rußlands, hegen, fühle ich 
mich herzlich gedrängt, Ihnen meine lebhaftesten Danksagungen auszu- 
drücken. Frankreich, welches an den zweiten Besuch, den Eure Majestät 
ihm zu widmen geruhte, eine dankbare Erinnerung bewahrt hat, wird mit 
Freuden den glücklichen und dauernden Eindruck erfahren, den dieser neue 
Aufenthalt unter uns in Ihrem Geiste und dem Ihrer Majestät der Kaiserin 
hinterlassen hat. 
Emile Loubet. 
Die beiden Kriegsminister tauschen ebenfalls Grüße aus. 
Anfang Januar. (Paris.) Angebliche Außerungen Del- 
cassss über Frankreichs Beziehungen zu Italien und die Lage im 
Mittelmeer. 
Der Minister des Auswärtigen Delcassé empfängt einen itolienischen 
Reporter und spricht sich nach dem „Giornale d'Italia“ folgendermaßen 
aus: Das englisch-französische Abkommen betr. das Hinterland von Tunis 
und an Tripolis habe den Anstoß zum italienisch-französischen Abkommen 
wegen Tripolitanien gegeben. Die Herstellung des Gleichgewichtes der 
italienischen und französischen Interessen an der ganzen Küste bis Marokko 
sei leicht gewesen, da die italienischen Interessen hauptsächlich im Osten, 
die französischen aber im Westen lägen. Spanien, das sein Augenmerk 
speziell auf die marokkanische Küste richte, wisse ganz genau, daß Frank- 
reich es nie zugeben werde, daß irgend eine Macht Marokko völlig occu-
	        
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