XV.
Die Türkei und ihre Vasallenstaaten.
1. Türkei.
Januar. Es werden Nachrichten in der europäischen Presse
verbreitet, daß aus den Balkanländern und aus ehemaligen tür-
kischen Teilen Rußlands, wie dem Kaukasus und der Krim, seit
einigen Jahren eine stetig steigende Auswanderung von Moham-
medanern nach der Türkei stattfindet.
16. Januar. (Konstantinopel.) Ein kaiserliches Irade,
das den Bau der Bagdadbahn genehmigt, wird veröffentlicht.
Die Konzession wird auf 99 Jahre erteilt. Ferner wird die Kon-
zessionsdauer für das bereits bestehende Netz Haidar-Pascha-Angora und
Eskischehir-Konia auf 99 Jahre vom Zeitpunkt der Erteilung der Kon-
zession für die Bagdadlinie an festgesetzt. Die Bagdadlinie wird ihren
Ausgangspunkt in Konia haben, über Bagdad gehen und am Persischen
Golfe an einem noch später mit der Pforte gemeinsam festzusetzenden
Punkte endigen. Die Gesellschaft wird das oben bezeichnete bisherige Netz
verbessern, um den Anforderungen eines direkten Expreßdienstes zwischen
Konstantinopel und dem Persischen Golf zu genügen. Die Regierung wird
daher 30 Jahre lang jährlich 350 000 Francs als Entschädigung für die
Kosten dieser Verbesserung und weitere 350 000 Francs jährlich während
der Dauer der Konzession zur Bestreitung der Erhöhung der Betriebs-
kosten bezahlen, welche sich aus der Einrichtung des direkten Expreßdienstes
ergibt. Die Bagdadbahn wird mit ihren Zweiglinien eine Länge von
2500 Kilometern haben.
7. März. (Konstantinopel.) Die Pforte verbietet den
Geschichtsunterricht in armenischer Sprache an den armenischen
Schulen. Der Patriarch protestiert dagegen.
10. März. Die Stadt Tochangri am Schwarzen Meer wird
durch Erdbeben zerstört.
Anfang Mai. (Aleppo.) Wegen einer Brotverteuerung
finden Unruhen statt, die durch Militär unterdrückt werden. —