308 Nord-Imerika. (Februar 27.)
Es ist mein aufrichtiger, gewisser Eindruck, daß ein starkes Gefühl persön-
licher Freundschaft zwischen uns ersteht. Möge es sich ausdehnen zum
Heile unserer zwei großen Nationen.“ Der Präsident antwortet: „JIch
möchte meinen herzlichen Dank für die gütigen Worte ausdrücken, welche
Ew. königliche Hoheit mir gewidmet haben. Ich möchte Ihnen zu wissen
tun — das ist kein leeres Kompliment — daß Ew. königliche Hoheit be-
reits einen aufrichtigen Platz in unserer Zuneigung und unserem Wohl-
wollen gewonnen haben. Wir würdigen es in hohem Maße, daß der
deutsche Kaiser Sie zu dem amerikanischen Volke entsandt hat, und ich
danke Ihnen persönlich und auch dafür, was natürlich von viel höherer
Wichtigkeit ist, daß Sie den Schritt unternommen haben, der naturgemäß
die beiden großen Nationen enger aneinander knüpfen muß, deren Freund-
schaft so viel für die zukünftige Wohlfahrt der ganzen Welt bedeutet. Um
schließlich meine persönlichen Wünsche auszudrücken, so ist es der, daß ich
mit großer Freude dem Tage entgegensehe, an welchem ich als Gast beie
Ihnen in Ihrer Eigenschaft als Admiral an Bord eines Ihrer Schlacht-
schiffe weilen werde."“
27. Februar. (New-ork.) Die Presse gibt dem Prinzen
Heinrich ein Diner. Der Prinz hält dabei folgende Rede:
„Ich bin mir der Tatsache voll bewußt, daß ich Gast und in der
Gesellschaft der Vertreter der Presse der Vereinigten Staaten, besonders
Gast der „New-Yorker Staatszeitung“ bin. Ich wünsche beiden zu danken
für die freundliche Einladung und den Empfang, der mir heute abend ge-
worden ist. Ehe ich mich in Einzelheiten vertiefe, möchte ich Ihnen Allen
zu verstehen geben, daß dieses Zusammensein, obwohl es als ein offizielles
betrachtet werden mag, als ein ganz vertrauliches ansehe, und daß mein
Wunsch ist: Keiner von Ihnen möge, nachdem er diese Festtafel verlassen,
das auszubeuten versuchen, was hier gesagt oder geredet worden ist. Zweifel-
los ist die Presse heutzutage ein Faktor, wenn nicht eine Macht, welche
nicht vernachlässigt werden darf, und die ich mit zahllosen submarinen
Minen vergleichen möchte, die in vielen Fällen in am wenigsten erwarteter
Weise losgehen. Aber Ihre eigene Marine-Geschichte lehrt uns, Minen
nicht zu beachten, wenn sie uns im Wege sind. Die bei dieser denkwürdigen
Gelegenheit geführte Sprache war schärfer, als ich sie je heute abend zu
wiederholen unternehmen würde. Ich brauche nur den Namen Farragut
zu erwähnen. Ein anderer Vergleich mag Ihrem Geschmack, meine Herren,
mehr entsprechen. Er ist tatsächlich schmeichelhafter. Er wurde gezogen
vom Kaiser, ehe ich abreiste. Der Kaiser sagte: „Du wirst mit vielen Ver-
tretern der Presse zusammentreffen, und ich wünsche deshalb, Du mögest
Dir stets vergegenwärtigen, daß Preßleute in den Vereinigten Staaten bei-
nahe mit meinen kommandierenden Generalen rangieren.“ Ich weiß, es
wird Sie interessieren, etwas über die Motive Meiner Aufgabe in diesem
Lande zu erfahreu. Die Tatsachen liegen so: Seine Majestät der Kaiser
hat die jüngste rapide Entwicklung der Vereinigten Staaten aufs genaueste
verfolgt und der Kaiser ist sich sehr klar über die Tatsache, daß Ihre Nation
eine rasch schreitende ist. Meine Sendung in dieses Land mag deshalb als
Akt der Freundschaft und Courtoisie angesehen werden, mit dem einzigen
Wunsche, freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und den Ver-
einigten Staaten zu fördern. Sollten Sie Willens sein, eine ausgestreckte
Land zu ergreifen, so finden Sie eine solche jenseits des Atlantischen
zeans.“
27. Febrnar. (New-ork.) Der „Deutsche Verein“ bringt