Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

310 Herd·Amerika. (März 17.) 
mit Roosevelt. Der Prinz richtet vor dem Aufbruch folgende De— 
pesche an den Präsidenten: 
An den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika!l Am 
Tage meiner Abreise möchte ich sowohl Ihnen persönlich, wie auch der 
Nation, deren Gast ich gewesen, danken für all die Freundlichkeit, Auf- 
merksamkeit und herzliche Gesinnung, die mir während meines Besuchs in 
Ihrem interessanten Lande entgegengebracht worden sind. Ich hoffe, daß 
mein Besuch die Gefühle der Freundschaft zwischen dem Lande, dessen Ver- 
treter ich bin, und den Vereinigten Staaten gestärkt hat. Indem ich Lebe- 
wohl sage, wünsche ich Ihnen jeden möglichen Erfolg, und bitte ich Sie, 
mich Frau Roosevelt und Fräulein Roosevelt zu empfehlen, die in so be- 
zaubernder Weise und so herzhaft ihre Aufgabe beim Stapellauf Sr. Maj. 
Bacht „Meteor“ erfüllten. Nochmals herzlichsten Dank! Hoffentlich sehen 
wir uns wieder. Heinrich, Prinz von Preußen. 
Präsident Roosevelt antwortet: 
Weißes Haus. An den Prinzen Heinrich von Preußen. Dampfer 
„Deutschland", Hamburg-Dock, Hoboken. Nicht allein persönlich habe ich 
mich über Ihren Besuch erfreut, sondern auch für meine Landsleute. Es 
drängt mich Ihnen meine Freude auszudrücken darüber, daß ich Sie ge- 
sehen, und über das tatsächliche Gute, das, wie ich denke, Ihr Besuch be- 
wirkt hat. Indem er das Gefühl der Freundschaft zwischen dem Deutschen 
Reiche und den Vereinigten Staaten förderte, ist es mein ernstester Wunsch, 
daß dieses Gefühl ständig stärker werden möge. Frau Roosevelt sendet 
herzliche Empfehlungen. Fräulein Roosevelt würde das Gleiche tun, wenn 
sie nicht abwesend wäre. Ich bitte Sie, meine herzlichsten Grüße dem 
Deutschen Kaiser zu übermitteln. Nochmals danke ich Ihnen für Ihren 
Besuch und wünsche Ihnen alles Gute, wo immer Sie sein mögen. Theo- 
dore Roosevelt. 
17. März. Der Senat genehmigt mit 42 gegen 31 Stimmen 
eine Vorlage über Zahlung von Subsidien für den Schiffsbau. 
Die Subvention soll für Schiffe von 2000—5000 Tonnen und 
14 Knoten Geschwindigkeit 1,5 Cent auf die Tonne für je 100 Seemeilen 
Fahrt betragen, bei 15 Knoten erhöht sie sich auf 1,7, bei 16 Knoten auf 
1,9, bei 17 Knoten auf 2,1 Cent. Dampfer von 5000 bis 8000 Tonnen 
und 18 Knoten Fahrt erhalten 2,3 Cent, bei 19 Knoten 2,5 Cent und 
endlich diejenigen Postschiffe, die einen Raumgehalt von 10000 Tonnen 
und eine Fahrtgeschwindigkeit von 20 Knoten haben oder noch darüber 
hinausgehen, beziehen 2,7 Cent auf die Bruttotonne für je 100 Seemeilen 
Fahrt. — Die subventionierten Schiffe müssen im Kriegsfalle der Regierung 
gegen Entgelt zur Verfügung stehen. 
17. März. (Kanada.) Der Finanzminister sagt über das 
Verhältnis Kanadas zu Deutschland: 
Kanada habe es in Verfolgung der eigenen Zwecke für richtig ge- 
halten, das Aufhören des Handelsvertrages mit Deutschland zu verlangen, 
und Deutschland habe bei dem Nichtvorhandensein des Vertrages die kana- 
dischen Erzeugnisse dem Höchsttarif unterworfen. Es sei ein Irrtum Deutsch- 
lands, anzunehmen, daß Kanada gegen Deutschland eine differenzicrende 
Behandlung in Anwendung brachte. Richtig sei, daß Kanada Deutschland 
einige Handelsvorteile entzogen habe, aber dies seien Vorzugsrechte, welche 
keiner fremden Nation, sondern nur dem Familienkreise des britischen 
Reiches zukommen sollten. Kanada sei völlig bereit, Deutschland den Meist-
	        
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