Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 27.) 25
geben zu können. Als Euere königliche Hoheit Sich kaum erholt hatten,
sandte Sie Ihr königlicher Vater im Dienste Ihres Vaterlandes auf die
große Weltreise zu den britischen Untertanen jenseits der Meere. Auf
einer Strecke von über 40000 Meilen haben Euere königliche Hoheit nur
britischen Boden betreten und durch Ihr gewinnendes Wesen die entfern-
teren Teile des britischen Reiches und ihre loyale Bevölkerung zusammen-
fassen und fügen helfen zu jenem Imperium Britannicum, von dem auch
gesagt werden kann, daß in seinen Grenzen die Sonne nicht untergeht.
Kaum heimgekehrt, sind Euere königliche Hoheit dem Rufe Ihres Vaters
folgend hierher geeilt, um als gerngesehenes Familienmitglied Meinen
Geburtstag im Kreise der Meinen zu begehen. Und hierbei hatten Sie
Zeit gefunden, des Königs blaues Dragoner-Regiment aufzusuchen und
mit Ihrer Gegenwart zu beglücken. Für diesen Beweis von Kameradschaft
dankt das Regiment Euerer königlichen Hoheit, indem es mit Mir ruft:
Es lebe Seine königliche Hoheit der Prinz von Wales, der Repräsentant
der englischen Armee und des erlauchten Chefs dieses Regiments!
27. Januar. (Berlin.) Erlasse des Kaisers über Neu-
benennung von Truppenteilen.
An den Reichskanzler Graf Bülow ergeht folgender Erlaß:
Ich habe beschlossen, die Benennung der Truppenteile Meines Heeres
in vaterländischem Sinne zu erweitern. Ich will dadurch den alten teueren
Ueberlieferungen der unter Meinem Zepter vereinigten Lande und Stämme
in der Armee eine dauernde Stätte und Ehrung bereiten und gleichzeitig
ihnen den Beweis Meiner warmen und tiefen Anerkennung zu teil werden
lassen, die Ich ihrer Tüchtigkeit und Hingebung an das gemeinsame Vater-
land zolle. Diese alten deutschen Namen entrollen ein Bild des Werdens
unseres Volkes. Ich will sie der Vergessenheit entreißen. In der Armee
vereinigt, geben sie ein Abbild der deutschen Geschichte. Möge der Geist,
der die Träger dieser Namen seit Jahrhunderten beseelt und zu Taten
befähigt hat, die ihren Schlußstein in der Wiederaufrichtung des Reiches
fanden, bis in die fernste Zukunft lebendig bleiben! Dann wird das Ver-
trauen, in welchem Ich ihnen an Meinem Geburtsfeste diese Auszeichnung
zu teil werden lasse, reiche Frucht tragen und zu fortdauerndem Ansporne
gereichen, mit Gut und Blut für die Größe und Macht des Vaterlandes
einzustehen, und nicht zu weichen und zu wanken, mögen auch Stürme
nach Gottes Ratschluß über uns hinwegbrausen. Ich ersuche Sie, diesen
Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen!
Das „Armeeverordnungsblatt“ bringt folgenden Armeebefehl:
Ich habe Mein diesjähriges Geburtstagsfest gewählt, um in der
Ausführung einer lange gehegten Absicht in der Benennung der Truppen-
teile Meines Heeres Aenderungen eintreten zu lassen. Eine größere Zahl
derselben entbehrte bisher einer selbständigen Unterscheidung. Aber je
größer eine Heeresorganisation sich gestaltet, um so notwendiger ist die
individuelle Entwickelung der einzelnen Teile. Nur im Wetteifer derselben
werden Eigenschaften und Kräfte lebendig, welche das ganze auf eine höhere
Stufe der Leistung zu bringen geeignet sind. In Meiner Armee vereinigen
sich die Traditionen vieler deutscher Stämme und Landesteile. Diese Ueber-
lieferungen zu pflegen ist Mein Streben, Meine Pflicht. Heer und Volk
sind bei uns eins. Im Heere verkörpert sich die Geschichte Meines Landes.
Mögen die neuen Namen, die Ich hiemit verleihe, das Bewußtsein lebendig
erhalten, daß unser Deutsches Reich geschaffen ist durch die Tüchtigkeit der
einzelnen Glieder seines Volkes, und daß es Pflicht jedes Angehörigen
Meines Heeres ist, seinen Stamm und seine Heimat im Wetteifer mit den