Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

328 Afrika. (Oktober 6. November.) 
dieser armen Unglücklichen zu erleichtern, und wir ergreifen diese Gelegen- 
heit, im Namen des Volkes beider früheren Republiken unseren innigen 
Dank abzustatten allen denjenigen, die uns früher mildtätig unterstützt 
haben. Das kleine Burenvolk kann niemals die Hilfe vergessen, die man 
ihm in den trüben Stunden seiner Heimsuchung geleistet hat. Das Volk 
beider Republiken hatte alles aufgeboten für seine Unabhängigkeit, und 
jetzt, nach vollendetem Kampfe, steht es vollständig ruiniert da! Obgleich 
wir nicht in der Lage waren, genaue Angaben über die in beiden Re- 
publiken angerichtete Verheerung zusammenzustellen, so sind wir doch infolge 
unserer persönlichen Sachkenntnis überzeugt, daß wenigstens 30000 Häuser 
in den Wohnstätten der Buren und außerdem eine beträchtliche Anzahl 
Dörfer von den Engländern während des Krieges verbrannt oder voll- 
ständig zerstört sind. Unsere Wohnungen samt dem Mobiliar sind ein- 
geäschert oder zerstört, unsere Fruchtbäume gefällt und vernichtet, alle 
Landbaugeräte zerstückelt, Mühlen vernichtet, jedwedes Tier entführt oder 
getötet und uns — blieb leider nichts übrig! Das Land ist eine Wüste! 
Der Krieg hat auch viele Opfer gefordert, und das Land hallt wieder von 
den Wehklagen der Witwen und Waisen! Ueberdies brauchen wir nicht 
daran zu erinnern, was in Zukunft für die Erziehung der Kinder erfor- 
derlich sein wird. In dieser Not wenden wir uns an die ganze zivilisierte 
Welt mit der Bitte, durch mildtätige Beiträge unseren Witwen und Waisen, 
unseren Verstümmelten und anderen Hilfsbedürftigen zu helfen und unseren 
Kindern gehörigen Unterricht angedeihen zu lassen. Wir weisen auf die 
schrecklichen Folgen des Krieges hin, um die ganze Welt von unseren 
großen Bedürfnissen in Kenntnis zu setzen und keineswegs um die Gemüter 
aufs neue zu erschüttern. Das Schwert ruht jetzt in der Scheide, und alle 
Zwistigkeiten schweigen in der Anwesenheit solch ungeheuern Elends. Der 
durch den Krieg verursachte Schaden ist unbeschreiblich groß, sodaß die 
kleine Summe, welche England den Friedensbedingungen gemäß verab- 
reichen wird, selbst wenn sie verzehnfacht wäre, durchaus unzulänglich sein 
wird, um auch nur die Kriegsverluste zu decken. Die Witwen und Waisen, 
die Verstümmelten, die Hilfsbedürftigen und unsere Kinder, zu deren 
Gunsten wir ausschließlich diesen Aufruf ergehen lassen, werden also davon 
sehr wenig und in den meisten Fällen nichts genießen. Alle Beiträge 
werden in eine Kasse eingezahlt werden, Het Generale Boeren-Hulp-Fonds 
genannt, und dieser Fonds wird ausschließlich zur sofortigen und zukünf- 
tigen Bestreitung der Bedürfnisse derjenigen Personen angewendet werden, 
für welche die Beiträge eingesammelt werden. Wir bitten freundlichst um 
ein enges, gemeinschaftliches Vorgehen der bestehenden Komitees in den 
verschiedenen Ländern von Europa und Amerika und stehen im Begriff, 
diese Länder der Reihe nach zu besuchen, um eine entsprechende Organi- 
sation zu veranstalten und zu fördern. Unterzeichnet: Louis Botha. C. R. 
Dewet. J. H. Delarey. 
6. Oktober. (Somaliland.) Oberst Swayne hat ein Treffen 
mit dem Mullah bei Mudug. Der Mullah wird geschlagen, Oberst 
Swayne verliert gegen 200 Mann und zieht sich aus Mangel an 
Vorräten nach Bohotle zurück. Es werden Verstärkungen aus Aden 
und Indien abgesandt. 
November. (Marokko.) Kabylenstämme im Innern er- 
heben sich gegen den Sultan und bedrohen Tetuan. Englische 
Kriegsschiffe erscheinen zum Schutz der Europäer vor Tetuan. 
 
	        
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