Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

36 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 8./9.) 
mitzuteilen; jedoch ist diese für die allernächste Zeit in Aussicht gestellt. 
Sie werden aus dieser Sachdarstellung entnehmen, daß auf das einzige 
Gesuch, das bisher vom deutschen Burenhilfsbund zu uns gelangte, unserer- 
seits alles geschehen ist, was irgend möglich war, um das Gesuch zu er- 
füllen. (Bravo.) Ich gebe daher auch gern die Erklärung ab, daß wir 
auch den sonstigen humanitären Anträgen des Burenhilfsbundes unsere 
Unterstützung bereitwilligst leihen werden. (Lebhaftes Bravo.) 
8. Februar. (Reichstag.) Beim Justizetat werden mehrere 
Beschwerden über den Strafvollzug, namentlich bei politischen und 
Preßvergehen vorgebracht. Es wird ein Reichsgesetz über Straf- 
vollzug verlangt, dem aber nach dem Staatssekretär Nieberding 
große Schwierigkeiten im Wege stehen. 
8. Februar. (Württemberg.) Die Erste Kammer des 
Landtags beschließt einstimmig, den Postmarkenvertrag nicht zu 
beanstanden (S. 23). — Die Zweite Kammer ersucht mit 66 gegen 
9 Stimmen die Regierung, im Bundesrat für Reichstagsdiäten 
einzutreten. — Hierauf wird der Landtag vertagt. 
Februar. (Preußen.) In Schlesien wird lebhaft für grö- 
ßere Berücksichtigung der Verkehrsbedürfnisse im Etat agitiert. 
Insbesondere wird eine bessere Verbindung mit Warschau verlangt. 
Die öffiziöse „Berl. Korr.“ tritt den Bestrebungen entgegen. 
8.9. Februar. Briefwechsel zwischen dem Kaiser und dem 
Prinzregenten Luitpold aus Anlaß des 25jährigen Militärjubiläums 
des Kaisers. 
Der Prinzregent schickt folgendes Handschreiben: 
Fünfundzwanzig Jahre sind verflossen seit dem Tage, an dem Eure 
Kaiserliche und Königliche Majestät, den bewährten Traditionen Ihres 
Hauses folgend, unter den Augen Hochderen unvergeßlichen Herrn Groß- 
vaters den Dienst im Heere angetreten haben. Ich und mit mir die 
bayerische Armee beglückwünschen Eure Kaiserliche und Königliche Majestät 
wärmstens zu dem hohen Ehrentage. Ist doch vor 25 Jahren der Grund 
gelegt worden zu dem nie rastenden Interesse, das Eure Kaiserliche und 
Königliche Majestät der Entwicklung des deutschen Heerwesens entgegen- 
bringen und dem wir es verdanken, daß das deutsche Heer heute groß und 
Achtung gebietend dasteht, wie nie zuvor. Euere Kaiserliche und König- 
liche Majestät bitte Ich die Versicherung entgegenzunehmen, daß die baye- 
rische Armee ihren Stolz darein setzen wird, im Frieden wie im Kriege 
sich als würdiges Glied dieses Heeres zu erweisen, und sich wert zu zeigen 
des Interesses, das Hochdieselben ihr in so hohem Maße entgegenbringen. 
Mit Vergnügen erneuere ich hierbei den Ausdruck vorzüglicher Hochachtung 
und Freundschaft, womit ich verbleibe Eurer Kaiserlichen und Königlichen 
Majestät freundwilliger Vetter und Bruder 
gez. Luitpold. 
Der Kaiser antwortet: 
Durchlauchtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! 
Euere Königliche Hoheit haben Mich durch die überaus herzlichen 
Glückwünsche, welche Dieselben zugleich im Namen der königlich bayerischen
	        
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