Das Dentsqhhe Reich und seine einzelnen Glieder. (März 4.—10.) 49
wegs, das ganze Bergwerkseigentum in Westfalen zu verstaatlichen; die
Regierung muß es ablehnen, eine derartige verantwortliche Aufgabe zu
übernehmen. Wenn wir in 13 Jahren unsere neuen Bergwerke in vollem
Betrieb haben, sind wir in der Lage, 4 Millionen Tonnen jährlich zu
produzieren. Die jetzige Förderung in Westfalen von 60 Millionen Tonnen
wird bis dahin sicherlich auf 80 Millionen gestiegen sein, unsere Förderung
wird also 5 Prozent der Gesamtförderung betragen. Also ist unser Anteil
im Verhältnis nur ein ungemein kleiner und kann von einer Gefahr der
Sozialisierung des Bergwerksbetriebes in Westfalen nicht gesprochen werden.
Ferner versteht es sich ganz von selbst, daß weder ich noch einer meiner
Nachfolger es dulden werden, daß in gesetzwidriger Weise amtliche Wahl-
beeinflussung getrieben wird. — Die Vorlage wird unverändert angenommen.
4. März. (Reichstag.) Die Budgetkommission lehnt einen
Antrag Gröber (3.), den Postvertrag zwischen dem Reiche und
Württemberg dem Reichstage zur verfassungsmäßigen Genehmigung
vorzulegen, ab. (Vgl. S. 36.)
5. März. (Bayerische Abgeordnetenkammer.) Der
Wahlausschuß fordert Vorlegung eines Wahlgesetzes, so daß auf
je 38 000 Seelen ein Abgeordneter kommt. Die Regierung ver-
spricht für die nächste Session Vorlegung eines Wahlgesetzes.
5.21. März. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) In der
Beratung des Kultusetats werden zahlreiche Einzelheiten besprochen,
u. a. paritätische und polnische Beschwerden, der Evangelische Bund,
Lehrergehälter, Prüfungsordnungen, altkatholische Theologie, Er-
richtung einer Technischen Hochschule in Breslau.
6. März. Der Reichstag genehmigt die Forderung von
300 000 Mark für die Weiterführung des Telegraphen von Dar-
es-Salaam nach Tabora gegen die Stimmen der Sozialdemokraten
und freisinnigen Volkspartei.
7. März. (Sachsen.) Die Regierung lehnt in einer Denk-
schrift die wiederholt geforderte Warenhaussteuer ab, weil ihre
Wirkung wirtschaftlich und sozialpolitisch zweifelhaft sei und weil
nur wenige Gemeinden bisher von ihr Gebrauch gemacht hätten.
8. März. (Reichstagswahl.) Im 1. schleswigsholstein-
schen Wahlkreise wird Redakteur Jessen (Däne) mit 10058 Stimmen
gegen Pastor Jacobsen (ul.) mit 4539 Stimmen gewählt.
8. März. (Düsseldorf.) Unter Teilnahme mehrerer Mi-
nister findet die feierliche Grundlegung der Rheinwerftbauten statt.
9. März. (Rechtenfleth in Hannover.) Der Dichter Her-
mann Allmers, 80 Jahre alt, k.
10. März. Der Reichstag lehnt eine nationalliberale Re-
Europäischer Geschichtskalender. XLIII. 4