128 Deas NVeuische Reich und seine einzelnen Glieder. (August 31.—Sept. 1.)
zu empfehlen. Die Ursache dieses Beschlusses ist der geringe Er-
folg bei den Reichstagswahlen.
31. August. (Breslau.) Der Präsident des Preußischen
Oberkirchenrats D. Barkhausen, f. — Geboren im Jahre 1831
wurde er 1890 zum Unterstaatssekretär im Kultusministerium,
1891 zum Präßidenten des Oberkirchenrats ernannt.
31. August. September. (Mannheim.) Delegiertentag der
nationalliberalen Jugendvereine.
Die nationalliberalen Jugendvereine erstreben eine Organisation der
nationalliberalen Wähler unter 40 Jahren und verlangen energische Be-
tonung der liberalen und sozialpolitischen Programms; insbesondere be-
treiben sie den Kampf gegen das Zentrum und jede reaktionäre Strömung.
Manche Stimmen sprechen sich daher auch für die Wahl von Sozialdemo-
kraten in die Einzellandtage aus, weil hiechurch die Reaktion, der beste
Nährboden für die Sozialdemokratie, geschwächt werde. (Vgl. über das
Programm Preuß. Jahrb. Bd. 113 S. 381.) Diese Auffassung findet aber
viele Gegner. — Die Versammlung verwirft jede Aenderung des Reichs-
tagswahlrechts und verlangt seine Ausdehnung auf die Bundesstaaten.
Ende August. (Elsaß-Lothringen.) Der Kaiser und die
Wasserverhältnisse in Metz.
Folgendes Telegramm des Kaisers an den Statthalter Fürst Hohen-
lohe-Langenburg wird veröffentlicht: Wiederum, wie in den letzten Jahren,
ist in Metz, vorläufig in der Zivilbevölkerung, eine Typhusepidemie aus-
gebrochen, die die Garnison ernstlich gefährden kann. Sie hat ihren Ur-
sprung in der schlecht verwahrten „Bouillon-Quelle“ und ihrer in uner-
hörtem Zustand befindlichen Leitung. Diese Sachlage ist lediglich Schuld
der Stadtverwaltung Metz, die absolut nicht zu energischem Handeln be-
züglich ihrer Wasserversorgung sich entschließen kann. Laut Meldung der
Kommission, die im Vorjahre die sanitären Verhältnisse in Metz und Um-
gegend untersuchte — darunter Exzellenz v. Leuthold und Koch —, sind
die Zustände geradezu himmelschreiend und empörend; trotz allen Drängens
und Protestierens des Generalkommandos des 16. Armeekorps, das an-
dauernd auf die schwere Gefahr für das Militär hingewiesen und das
Wasser als unbrauchbar bezeichnete, hat die Stadt nichts Ernstes getan!
Das ist nun nicht länger angängig! Im Kriegsfall würden diese Zustände
eine Katastrophe unvermeidlich zur Folge haben. Ich ersuche Ew. Durch-
laucht umgehend mit den allerschärfsten Mitteln den Zuständen ein Ende
zu machen und die Stadt zu ihrer Pflicht zu zwingen. Wilhelm I. R.
Hierauf depeschiert Statthalter Fürst Hohenlohe sofort an den Metzer
Stadtvorstand, daß, wenn nicht schleunigst Abhilfe geschaffen würde, die
Sanierungsarbeiten von der Landesverwaltung auf Kosten der Stadt in
Angriff genommen werden würden. Am 30. August geht dem Statthalter
vom Bürgermeister in Metz die Meldung zu, daß mit den Sanierungs-
arbeiten bereits begonnen sei.
Die Metzer Stadtverwaltung behauptet, daß der Kaiser unrichtig
über die Metzer Verhältnisse informiert sei.
1. September. Das „Kolonialblatt“ veröffentlicht Grund-
sätze über die einheitliche Schreib= und Sprechweise der geographi-
schen Namen in den deutschen Schutzgebieten.