Das Denisqhe Reith und seine einzeluen Slieder. (September 13./19.) 133
4500 gewann die „Breslauer Volkswacht“. Mit über 2000 neuen Abon-
nenten steigerten die „Erfurter Tribüne“ und die „Magdeburger Volks-
stimme“ ihren Abonnentenstand. Um 3400 neue Abonnenten wuchs der
„Volksfreund“, das Organ der ostsächsischen Wahlkreise, desgleichen auch
die „Münchener Post“. Die in Hamburg hergestellte Unterhaltungsbeilage
„Neue Welt“ erscheint in einer Auflage von 278000 Exemplaren. Die
Fahresrechnung des „Vorwärts“ speziell bilanziert mit 788 995 MA auf der
Einnahmeseite und mit 716 656 M bei den Ausgaben, so daß ein Rein-
gewinn von rund 72340 /X verbleibt. Für Redaktionsgehälter wurden
im Berichtsjahre allein 55 000 MA verausgabt.
Der Parteivorstand stellt folgenden Antrag: „1. Kann es mit den
Interessen der Partei für vereinbar erachtet werden, daß Parteigenossen
als Redakteure und Mitarbeiter an bürgerlichen Preßunternehmungen tätig
sind, in denen an der sozialdemokratischen Partei gehässige oder hämische
Kritik geübt wird? Antwort: Nein! 2. Kann ein Parteigenosse Redakteur
oder Mitarbeiter eines bürgerlichen Blattes sein, auf welches obige Vor-
aussetzung nicht zutrifft? Diese Frage ist zu bejahen, soweit Stellungen
in Betracht kommen, in denen der Parteigenosse nicht genötigt wird, gegen
die sozialdemokratische Partei zu schreiben oder gegen dieselbe gerichtete
Angriffe aufzunehmen. Im Interesse der Partei sowohl wie im Interesse
der in solchen Stellungen befindlichen Parteigenossen liegt es jedoch, daß
den letzteren keine Vertrauensstellungen übertragen werden, weil solche sie
früher oder später in Konflikt mit sich und der Partei bringen müssen.“
Der Antrag ist hervorgerufen durch die Mitarbeiterschaft einiger
Sozialdemokraten wie Göhre und Berthold an der Berliner Wochenschrift
„Zukunft“. Da in dieser Zeitschrift scharfe Artikel gegen die Sozialdemo-
kratie erschienen waren, hatten Fr. Mehring und Kautsky in der „Neuen
Zeit“ gegen die Mitarbeit an der „Zukunft“" protestiert. Gegen diese
Artikel der „Neuen Zeit“ richten Dr. Braun, Göhre, Heine und Dr. Ber-
thold eine Beschwerde an den Parteivorstand, worauf dieser die obige Er-
klärung abgibt. Die Beschwerdeführer kritisieren die Erklärung in einem
Briefe an den Parteivorstand scharf.
Abg. Dr. Braun wendet sich gegen den Antrag und greift Mehring
heftig an, der aus unlauteren Motiven die Frage der Mitarbeit an bürger-
lichen Blättern aufgeworfen habe. Kautsky: Solches Literatengezänk sei
eine Folge des Ueberwiegens der Akademiker unter den Führern; man solle
eine Karenzzeit für Akademiker einführen. Abg. Zubeil: Es handle sich
um eine Strömung, welche die Sozialdemokratie von ihrem traditionellen
Boden abdrängen und sie zu einer Reformpartei umwandeln will. Man
müsse die jungen Akademiker beaufsichtigen und sie nicht selbständig für
die Partei arbeiten lassen. Sonst könnte es passieren, daß diese jungen
Akademiker Flugblätter schreiben, die ausführen, daß der Herrgott doch lebt
und auch zum Wohle der Sozialdemokratie tätig ist. Redakteur Bern-
hard, ein Mitarbeiter der „Zukunft", verteidigt seine schriftstellerische
Tätigkeit und greift Mehring scharf an, der den verstorbenen Abg. Schön-
lank an Harden, den Herausgeber der „Zukunft“, empfohlen und nachher
verraten habe. Abg. Bebel: Trotz des Ekels, den eine solche Debatte er-
rege, müsse man die schmutzige Wäsche weiter waschen, anstatt wie die
bürgerlichen Parteien solche Dinge zu vertuschen. Es sei unmöglich, daß
ein Sozialdemokrat an der „Zukunft“ mitarbeite, weil diese die Partei
gemein beschimpfe. Es sei bedauerlich, daß es in der Partei Elemente
gäbe, die moralisch so tief gesunken sind, daß sie an einem solchen Organe
bis in die letzten Tage hinein noch mitarbeiten und mit Maximilian Har-
den, der aus niedriger Spekulation ein Bismarckblatt begründet habe, ge-