Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

Das Denisqe Reihh und seine einzelnen GSlieder. (Oltober 16. 17.) 149 
auch die gegenwärtigen Kämpfe innerhalb der theologischen Wissenschaft 
schließlich zur neuen Begründung und Vertiefung der unveränderlichen 
Wahrheit des Evangeliums führen werden. An dem Wunsche einer Mit- 
wirkung des Generalsynodal--Vorstandes bei der Begutachtung der zu be- 
rufenden Dozenten hält die Generalsynode unter Bezugnahme auf die 
Kommissionsbeschlüsse der vierten ordentlichen Generalsynode fest.“ 
Hierauf wird ein Antrag, daß es dem Geistlichen Hestattee sein soll, 
im Falle einer Feuerbestattung bei der häuslichen Trauerfeierlichkeit 
im Amtskleide zu erscheinen und seines Amtes zu walten, abgelehnt. 
Am 3. November spricht sich die Synode einstimmig gegen die Auf- 
hebung des § 2 des Jesuitengesetzes sowie gegen jede Abschwächung des 
Gesetzes aus. 
Am 4. November wird einstimmig folgender Antrag zum Toleranz- 
antrag (1901, 1902) angenommen: „Die Generalsynode wolle beschließen, 
im Hinblick auf den vom Reichstage beratenen Entwurf eines Gesetzes 
betr. die Freiheit der Religionsübung, den Evangelischen Oberkirchenrat 
zu ersuchen: in Zukunft, wenn nötig, aus dringenden kirchlichen Interessen 
und im Sinne des Beschlusses der deutschen evangelischen Kirchenkonferenz 
von 1902 dafür einzutreten, daß reichsgesetzlich nicht so, wie es durch jenen 
Gesetzentwurf versucht ist, in das Kirchenstaatsrecht der Einzelstaaten ein- 
gegriffen wird, und insbesondere dafür, daß die für die religiöse Erziehung 
der Kinder in Mischehen im Bereiche der Generalsynode bestehenden durch- 
aus bewährten gesetzlichen Bestimmungen nicht geändert werden, wie solches 
in den §§ 2 und folgenden jenes Gesetzentwurfs beabsichtigt wird.“ 
16. Oktober. Die Bayerische Abgeordnetenkammer ver- 
weist nach zweitägiger gereizter Debatte einen sozialdemokratischen 
Antrag auf Verkürzung der Arbeitszeit in staatlichen Betrieben an 
den wirtschaftlichen Ausschuß. 
17. Oktober. (Potsdam.) Die Söhne des Kaisers Prinz 
August Wilhelm und Prinz Oskar werden konfirmiert. 
Der Kaiser hält bei der Abendtafel folgende Ansprache an sie: 
Meine lieben Söhne! In dem Augenblick, wo wir im Begriffe 
sind, die Gläser auf euer Wohl zu leeren und unsere Glückwünsche euch 
auszusprechen, daß ihr unter uns eingetreten seid als tatenfrohe Menschen 
in die Gemeinde des Herrn, um darin zu arbeiten, möchte Ich als euer 
Vater auch ein Wort euch mit auf den Weg geben. Der heutige Tag ist 
für euch in geistiger Beziehung gleichzustellen dem Tage, an dem der Of- 
fizier, der Soldat seinen Fahneneid ableistet. Ihr habt als Prinzen des 
königlichen Hauses schon im 10. Jahre das Recht, Uniform zu tragen. 
Damit moöchte ich eure Taufe vergleichen. Ihr seid vorgemerkt als Streiter 
Christi. Mit dem heutigen Tage seid ihr sozusagen im Glauben mündig 
geworden. Die Wehr und Waffen und das Rüstzeug, dessen ihr euch be- 
dienen sollt, sind euch von kundiger Hand gelehrt und bereit gelegt 
worden. Ihre Anwendung in allen Lebenslagen wird nun an euch liegen, 
auch darin werdet ihr noch zum Teil unterwiesen werden können, aber 
schließlich muß ein jeder lernen, die Waffen, auch die geistigen, selbst zu 
führen, die ihm anvertraut worden sind. Ich spreche mit Absicht im mili- 
tärischen Sinne, weil ich annehme, daß auch ihr das schöne Gleichnis kennt, 
in welchem der Christ mit dem Krieger verglichen wird und in dem die 
Waffen aufgeführt werden, die ihm der Herr zur Verfügung gestellt hat. 
Ihr werdet gewiß die Gelegenheit haben, in späterer Zeit diese oder jene
	        
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