Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

184 Das Peniste geis Und seine einzelnen Slieder. (Dezember 11.—13.) 
gegangen werden. Aber man müsse auch bedenken, daß viele Vorgesetzte 
durch verhetzte Soldaten geflissentlich gereizt würden. Die Angriffe Bebels 
gegen das deutsche Geschütz seien ungerecht; es sei besser als das franzö- 
sische, das zu schwer und kompliziert sei. Abg. Richter (fr. Vp.) stimmt 
dem Kriegsminister in der Verurteilung der Mißhandlungen zu, tadelt 
aber, daß die Offiziere aus zu engen Kreisen rekrutiert würden. Beruf 
der Eltern und andere äußere Umstände seien maßgebender für die Auf- 
nahme als Tüchtigkeit. Abg. v. Kardorff (##.) fordert Kündigung der 
Handelsverträge mit Meistbegünstigung, um die neuen Verhandlungen zu 
erleichtern, sowie Ausnahmemaßregeln gegen die Sozialdemokratie. Am 
15. fordert Abg. Graf Limburg-Stirum Repressivmaßregeln gegen die 
Sozialdemokratie. Reichskanzler Graf Bülow lehnt das ab, weil dafür 
keine Mehrheit vorhanden sei. Der Regierung sei es mit der Bekämpfung 
der Sozialdemokratie voller Ernst, aber nicht mit Hitze sondern mit Be- 
sonnenheit. — Der Etat und die Finanzreformvorlage werden an die 
Budgetkommission verwiesen. 
11. Dezember. (Bayern.) Reichsratskammer. Erwiderung 
des Ministerpräsidenten v. Podewils auf Crailsheims Rede (S. 170). 
Ministerpräsident Frhr. v. Podewils sagt mit Bezug auf die 
Bemerkungen Crailsheims über das Verhältnis zu Preußen: Der von 
einer solchen Seite der königlichen Regierung erteilte Rat ist geartet, weithin 
die Befürchtung oder wenigstens den Grund zu einer Befürchtung zu ver- 
breiten, als ob die von dem Herrn Reichsrat angedeutete politische Tendenz 
nicht außer dem Bereich der Möglichkeit wäre. In diesem Sinne und 
zumal in dem gegebenen Zusammenhang vermag ich den der königlichen 
Staatsregierung erteilten Rat nicht anzunehmen, zumal im Hinblick auf 
die Erklärungen der Regierung in der Zweiten Kammer des Landtags, 
die hierzu gewiß auch nicht den Schein eines Anlasses gegeben haben, und 
zumal in einer solchen Aeußerung eine Unterstützung oder eine Stärkung 
der Regierung nicht erblickt werden kann. Die königliche Regierung wird 
künftig ebensowenig wie es bisher geschehen ist, ihre Politik auf eine 
prinzipielle Majorisierung Preußens gründen. Vor einer solchen Annahme 
sind wir auch an der maßgebenden Stelle im Reiche vollständig gesichert, 
auch wenn wir einmal in der einen oder anderen Sache eine andere 
Meinung haben und dieselbe in rückhaltloser Offenheit mannhaft vertreten 
sollten. Man hat auch in uns dort jenes feste Vertrauen, auf welchem 
das gute Verhältnis unter den Bundesstaaten basiert ist, und man wird 
sich in diesem Vertrauen nicht erschüttern lassen. Das wissen wir, das 
weiß ich, weil es mir wiederholt in bündigster Weise versichert worden ist. 
Wir werden in freundschaftlichstem Zusammengehen mit der Präsidialmacht 
und mit den anderen Bundesstaaten allezeit treu loyal unter unserem 
teuern weiß-blauen Banner zur nationalen Fahne stehen. 
12. Dezember. Der Reichstag genehmigt die Verlängerung 
des Handelsprovisoriums mit England auf zwei Jahre gegen die 
Stimmen der freien wirtschaftlichen Vereinigung. 
. 13. Dezember. (Berlin.) Der Reichskanzler empfängt 
eine Abordnung Arbeiter, die ihm die Beschlüsse des Frankfurter 
Kongresses (S. 159) vorlegen. Er verspricht ernste und sachliche 
Prüfung.
	        
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