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Gesellschaft in dieser Hinsicht neue Auffassungen zu oktroyieren; die Armee
habe ihre spezifischen Vorschriften über Ehrenaffären. Da vorauszusetzen
sei, daß diese mit den Statuten der Antiduellliga in Widerspruch stehen
würden, könne der Offizier, der diese Statuten zur Richtschnur seines
Verhaltens mache, über die Folgen nicht im Unklaren gelassen werden.
(Zwischenruf links: Mit dem Gesetz aber darf der Offizier in Konflikt
geraten!) Das Offizierkorps beugt sich dem Zwange der gesellschaftlichen
Auffassung. Möge die Antiduellliga für ihre Idee kämpfen. Falls es
es ihr gelingt, ihre Auffassung in der Gesellschaft zum Siege zu führen,
wird auch das Offizierkorps nicht verfehlen, sich den neuen Ideen an-
zupassen. (Beifall rechts.)
Ende März. (Agram.) Es finden mehrtägige große Aus-
schreitungen von Kroaten statt; sie verlangen die Entfernung aller
nichtkroatischen Straßen= und Firmenschilder. Militär muß ein-
schreiten.
31. März. (Cisleithanien.) Der Geschäftsordnungsausschuß
des Abgeordnetenhauses lehnt mit 22 gegen 9 Stimmen den An-
trag Schalk ab, nach welchem das Deutsche die ausschließliche Ge-
schäftssprache des Hauses sein soll.
31. März. Die Regierungen legen den Parlamenten den
Gesetzentwurf über die Aufnahme der Barzahlungen vor.
Hierdurch wird die Oesterreich-Ungarische Bank, welcher die Pflicht
auferlegt wird, die von ihr ausgegebenen Noten gegen gesetztliches Metall-
geld österreichischer und ungarischer Prägung auf Verlangen bei Verlust
ihres Privilegiums einzulösen, weiter verpflichtet, Zwanzig= sowie Zehn-
kronennoten zur vollen Befriedigung des Verkehrsbedürfnisses auszugeben,
die bis 400 Millionen Kronen voll, darüber hinaus aber bis zu wenigstens
40 Prozent metallisch bedeckt sein müssen. Der Gesetzentwurf sieht weiter
vor, daß im Falle einer notwendig werdenden Aufteilung, die von den
beiderseitigen Regierungen für die Einlösung der Staatsnoten hinterlegten
Gelderlage nach dem Verhältnis von 70 zu 30 erfolgen soll. Endlich
schlagen die Regierungen eine Verdoppelung des Kontingents der Fünf-
Kronenstücke vor, welche nach Maßgabe des Verkehrsbedürfnisses successive
ausgeprägt und ausgegeben werden sollen. Der Tag des Inkrafttretens
des Gesetzes wird auf dem Verordnungswege festgesetzt werden.
Ende März. (Böhmen.) Amterverteilung zwischen Deut-
schen und Tschechen.
Die Reichenberger „Deutsche Volkszeitung“ berechnet den Anteil der
Deutsche und Tschechen an den böhmischen Staatsämtern. Danach gibt es
in Böhmen 24 721 k. k. Beamte und Angestellte; davon sind 18 054 Tschechen
und bloß 5 305 Deutsche; bei 1347 konnte die Nationalität nicht sicher-
gestellt werden. Die Deutschen machen also nicht viel mehr als ein Fünftel
aus. Nach der Bevölkerungsziffer sollten den Deutschen 10 117 Stellen
gebühren; diese sind also um rund 4800 Stellen verkürzt, was einen
Gehaltsentgang von 10½ Millionen Kronen für die Deutschen ausmacht. —
Was die einzelnen Verwaltungszweige anbelangt, sind bei der Statthalterei
1329 Tschechen, 372 Deutsche und 111 Ungewisse. Beim Oberlandes-
gericht 2196 Tschechen, 686 Deutsche und 211 Ungewisse. Bei der Post-
direktion 3989 Tschechen, 1 154 Deutsche und 309 Ungewisse. Bei der