Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

Die ãsterreithisch-nngarishe Monucie. (September 5. 7.) 211 
wonach im Verkehr zwischen Ungarn und Osterreich auf Zucker eine 
Surtaxe von 3½ Kronen gelegt wird. 
5. September. (Prag.) Politik der Tschechen angesichts der 
Militärfrage und ungarischen Krifis. 
Der Jungtschechenklub faßt einstimmig eine Resolution, die als erste 
Pflicht der tschechischen Abgeordneten bezeichnet, auf den Sturz der gegen- 
wärtigen Regierung und die Beseitigung des jetzigen Regierungssystems 
hinzuarbeiten. Der Klub fordert die Abgeordneten auf, im Sinne der 
Dezentralisation der Legislative und der Exekutive und der Durchführung 
des gleichen Rechtes für die Völker Oesterreich-Ungarns Beschlüsse zu fassen, 
und dahin zu wirken, daß die Maßnahmen der Heeresverwaltung betreffs 
der Nichtentlassung der im dritten Jahre dienenden Mannschaften, als in 
das Rekrutenbewilligungsrecht der Legislative eingreifend, nicht durchgeführt, 
sondern aufgehoben werden. Endlich wird verlangt, daß die Führer der 
Partei eine Taktik festsetzen und Schritte unternehmen, um alle tschechischen 
Kräfte auf die vereinbarte gemeinsame Grundlage zu vereinigen. 
Der Abg. Klofac reist, wie der „Czas"“ mitteilt, nach Pest, um 
mit der ungarischen Opposition Verbindungen anzuknüpfen, in der Hoff- 
nung mit Hilfe der ungarischen Hrisis die staatsrechtlichen Forderungen 
der Tschechen durchzusetzen. 
September. (Cisleithanien.) Proteste gegen die Zurück- 
behaltung des dritten Jahrgangs. 
Am 28. August macht Abg. Nowak den Ministerpräsidenten v. Körber 
auf die Härte des Ministerialerlasses aufmerksam, worauf der Minister- 
präsident erwidert: Wir haben alle möglichen Modalitäten erwogen, um 
den durch die Vorgänge in Ungarn hervorgerufenen Rückwirkungen auf 
dem Gebiete der Armee vorzubeugen, konnten uns jedoch zu keinem Aus- 
wege entschließen, der in der bezüglichen Vorsorge in Oesterreich zu anderen 
Maßnahmen geführt hätte, als in Ungarn. Seien Sie überzeugt, daß es 
unsere aufmerksamste Sorge ist, diese harte Maßregel, wenn irgend mög- 
lich, noch ganz zu verhindern oder nach Möglichkeit zu mildern, jedenfalls 
aber durch spätere Benefizien auszugleichen. 
Am 4. September beschließt der Wiener Gemeinderat, eine Petition 
an die Regierung um Zurückziehung des Erlasses zu richten, eventuell den 
Reichsrat einzuberufen, um rechtzeitig Beschlüsse über die Lage fassen zu 
können. — Am 14. September beschließen der niederösterreichische und salz- 
burgische Landtag einstimmig, die Regierung dringend zu ersuchen, von der 
Heeresverwaltung die sofortige Aufhebung der Verordnung betr. die Zurück- 
behaltung des dritten Jahrganges der Militärdienstpflichtigen zu verlangen, 
eventuell die sofortige Einberufung des Reichsrates zu veranlassen. — Die 
Regierungsvertreter erklären die Landtage für inkompetent in dieser Reichs- 
angelegenheit. 
7. September. (Wien.) Tagung der interparlamentarischen 
Konferenz unter dem Vorsitz des früheren Ministers v. Plener. 
September. (Cisleithanien.) Die deutschen Parteien und 
die Militärfrage. 
Am 7. September faßt der Vollzugsausschuß der vereinigten deutschen 
Parteien (Deutsch-Fortschrittler, Deutsche Volkspartei, liberaler Großgrund- 
besitz und Christlich-Soziale) eine Resolution, welche die baldige Einberufung 
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