246 Großbritannien. (März 18.—20.)
wenigen Schiffen möglich sein würde; das sei aber eine vollkommen falsche
Auffassung, aus der sich der ebenso falsche Gedanke entwickelt habe, daß
die Kolonien genug täten, wenn sie etwas zur Unterhaltung der Geschwader
beitrügen, die in ihren Gewässern stationiert seien. Die Kolonien könnten
einmal in die Lage kommen, die gesamte Seemacht einer europäischen
Nation sich gegenüber zu sehen, und in einem solchen Falle würden die
einzelnen Geschwader der betreffenden Kolonie ohne jeden Nutzen sein;
dann müßten die Kolonien auf die gesamte Flotte des britischen Reiches
rechnen, für die sie jetzt so gut wie nichts hergeben wollten.
18.19. März. (Unterhaus.) Debatte über die gefangenen
Buren und die wirtschaftliche Lage in Südafrika. Kreditbewilligung.
Abg. Mac Neil fragt, mit welchem Rechte man heute noch, d. h.
fast 12 Monate nach dem Kriege, Buren in Indien, Ceylon und Bermuda
in Gefangenschaft halte und häufig sogar wie gewöhnliche Verbrecher ins
Gefängnis werfe. Wen treffe dafür die Verantwortung, daß man den ge-
fangenen Buren in Indien erklärt habe, sie würden erst dann in kühlere
Gefangenenlager übergeführt werden, wenn sie sich entschlössen, den Treu-
eid abzulegen? Kolonialminister Chamberlain: Die Gefangenen in
Indien, Ceylon und Bermuda ständen unter Kriegsrecht, welches für ihren
Lagerbereich Gültigkeit habe. In Bermuda seien augenblicklich noch 82,
in Indien 800 Gefangene. Die Leute weigerten sich, den Eid abzulegen
oder an seiner Stelle eine Erklärung abzugeben, wie sie in den Friedens-
bestimmungen vorgeschrieben sei. Sobald sie dieses täten, werde ihre Ueber-
führung nach Südafrika erfolgen, und man hoffe, daß ein Abgesandter
General Bothas die Leute zur Nachgiebigkeit überreden werde. Davon,
daß die Leute schroff behandelt würden, oder daß man sie in Indien durch
Belassen in den heißen Lagern mürbe zu machen gedroht habe, sei ihm
nichts bekannt. Es stehe allen Kriegsgefangenen selbstverständlich frei, auf
eigene Kosten zu gehen, wohin sie wollten, nur nicht in die neuen Kolonien.
In diese werde ihnen die Rückkehr verweigert bleiben, bis sie sich den
entsprechenden Vorschriften gefügt hätten. — Am folgenden Tage führt
Chamberlain aus, es seien bereits über 100000 Buren wieder auf die
Farmen gebracht, für Entschädigungen und Requirierungen schon rund
15.000000 Pfd. St. gezahlt worden. Die Aussichten sind namentlich für
den Ackerbau sehr günstig. Wann die Einrichtung der Selbstverwaltung
angängig, könne er noch nicht sagen. Zur Zeit liege das Kronkolonie-
system im eigensten Interesse der Kolonien. Die Wohlfahrt Transvaals
hänge von der Goldindustrie ab. Englands Fehlschlag oder Erfolg ent-
scheide sich mit dem Fehlschlag oder Erfolg der Goldindustrie. Der Redner
schloß mit einer Besprechung der Arbeiterfrage; man hoffe, die Arbeit im
Randgebiet verlockender gestalten zu können. Er halte es bis zur Ent-
scheidung dieses Versuches verfrüht, diese Frage zu beraten. Die Ein-
führung chinesischer Arbeiter sei niemals geplant gewesen.
ili „Herauf wird ein Kredit von 20 265.000 Pfd. für Südafrika be-
willigt.
20. März. Das Unterhaus genehmigt einen Gesetzentwurf
über die kirchliche Disziplin der Geistlichen, der den Ritualismus
einschränkt und das Aufsichtsrecht der Bischöfe modifiziert.
März. Die Regierung bringt folgende Vorlage über die
Landwehraushebung ein.
Die Anzahl der Leute, die in einer Grafschaft ausgelost werden