256 Grobritannien. (Juni 9.)
eine solche allgemeine Zustimmung zu erlangen? Der Vorschlag 5
lains hat die liberale Partei geeinigt, und wenn die Regierung auf diesem
Vorschlage besteht, so wird sie die unionistische Partei zerstören. Balfour
und Chamberlain sollten erwägen, nicht, was nach ihren eigenen Meinungen
wünschenswert, sondern was möglich wäre, und ihrer Verpflichtungen ihrer
eigenen Partei gegenüber eingedenk sein. Er wende sich auch an die Mi-
nister, die etwa anderer Ansicht als Chamberlain seien, ihre Ansichten frei
auszusprechen. (Beifall bei der Opwosttion) Er sei auch mit einigen Ein-
wendungen Chaplins gegen die Aufhebung des Getreidezolles einverstanden;
aber die Politik, den Zoll aufzuheben, sei nur ein Gegenstück zu der Politik
und den Grundsätzen Chamberlains, die Großbritannien schädigen und
mehr dazu beitragen würden, das Reich zu spalten, als zu einigen. (Bei-
fall bei der Opposition.) Er werde deshalb gegen den Besserungsantrag
Chaplins stimmen und die Aufhebung des Zolles unterstützen.
Schatzkanzler Ritchie: Er könne versichern, daß die Regierung den
großen Ausgaben sowohl im Etat der Marine als auch in der Armee und
in dem Etat anderer Verwaltungszweige ihre Aufmerksamkeit widme und
entschlossen sei, soweit es die Interessen des Landes zulassen, zu prüfen,
wo die Ausgaben mit Vorteil vermindert werden können. Nach einem
großen Kriege könnten die Ausgaben für Armee und Marine nicht plötzlich
herabgesetzt werden, und sodann gebe es gewisse Ausgaben, über die keine
Regierung Macht habe. Es sei Hicks Beachs Pflicht gewesen, seinerzeit die
Erklärung abzulehnen, daß der Getreidezoll nur für ein Jahr bestimmt sei,
da dies eine Vermehrung des Handels zur Folge gehabt haben würde;
aber die Regierung sei jetzt zu dem Entschluß gekommen, daß er aufgehoben
werden solle. Die Vorzugsbehandlung der Kolonien sei eine große und
wichtige Frage, die zur Beschlußfassung vorderhand treten würde. (Rufe:
Wann?) Auf alle Fälle nicht jetzt. (Gelächter, beetertet Obgleich er
sich nicht auf Einzelheiten einlassen könne, müsse ihm gestattet werden,
seine eigene Ansicht auszusprechen. Diejenigen Mitglieder der Regierung,
die bisher gesprochen hätten, hätten nur für sich selber und nicht für die
Regierung gesprochen. (Oh, oh! und höhnische Zurufe bei der Opposition.)
Herr Chamberlain habe in seiner ersten Rede ausdrücklich gesagt, er spreche
nur für sich selber. Was die Mitglieder der Regierung, die in dieser Sache
gesprochen, anbetreffe, so laute alles, was sie ausgeführt hätten, lediglich
dahin, daß die Frage der Vorzugsbehandlung der Kolonien erörtert und
untersucht werden solle. Er seinerseits würde überrascht sein, wenn die
Untersuchung ein praktisches Mittel ergäbe, diese Politik auszuführen.
Lauter Beifall bei der Opposition.) Er bekenne sich als einen überzeugten
reihändler und teile nicht die Ansichten derjenigen, die da glauben, daß
ein Mittel ausgesonnen werden könne, um die Schwierigkeiten zu über-
winden, die sich im Zusammenhang mit diesem Problem darstellen. Und
wie er gegenwärtig beraten sei, könne er sich nicht zu einer Politik er-
kennen, die seiner Ansicht nach sowohl Großbritannien wie seine Kolonien
schädigen würde. (Beifall bei der Opposition.) Er schrecke vor keiner
Untersuchung der Frage zurück, die er vielmehr in der Tat zusammen mit
allen seinen Kollegen von jedem Gesichtspunkt aus als äußerst wünschens-
wert erachte. (Beifall bei der Opposition.) Die Leute, die von dem Ge-
treidezoll Vorteil gehabt hätten, seien nicht die britischen, sondern die aus-
ländischen Landwirte. Bei Fortbestehen des Zolles würde der Verbraucher
entweder in der Qualität oder im Preise haben zahlen müssen. Auf die
Dauer falle jede Erhöhung des Brotpreises auf die ärmsten Volksklassen.
Der kleine bisherige Zoll wurde ohne Beschwerde getragen, weil die arbei-
tenden Klassen für den Krieg und die dafür nötigen Geldaufwendungen
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