262 Großbritannien. (Juli 26.)
die, wie er annehme, von der großen Masse des englischen Volkes gut-
geheißen werden, schon einen Esolg erzielt zu haben und jetzt zu Ver-
handlungen über die Angelegenheit –?sl zu sein, die wahrscheinlih
zu einem befriedigenderen Ergebnis führen dürften, als die früheren, die
vollständig fehlschlugen, weil die Regierung zugeben mußte, keine Waffen
in der Hand zu haben, um den Handel abzuschließen.
Abg. Asquith: Die Drohung Deutschlands, von welcher jetzt, gerade
bevor die Regierung in den neuen Zollfeldzug eingetreten ist, so viel ge-
macht werde, sei dieselbe, welche viel schärfer im Juni 1900 im Deutschen
Reichstage ausgesprochen worden sei, von der Regierung aber unbeachtet
gelassen worden sei. (Beifall bei der Opposition.) Er gebe zu, die Drohung
des Frhrn. v. Richthofen sei unvereinbar mit der Behauptung Deutschlands,
es habe das Recht, Kanada als unabhängiges Zollgebiet zu behandeln.
Würden die Kampftarife ohne Berechtigung auferlegt, so könnte das als
ein feindlicher Akt bezeichnet werden. Die Meinung, daß England Ueber-
griffe einer auswärtigen Macht zulassen solle, weil diese sich nicht gegen
das Land, sondern den Handel richteten, sei lediglich ein Wahn und keines-
wegs in der Freihandelslehre enthalten. Worin die Opposition sich wesent-
lich von denen unterscheide, welche von Wiedervergeltung reden, sei die
Frage der Art des Vorgehens. Die Wiedervergeltung sei eine Waffe,
welche das Volk am meisten schädige, welches sie anwende. In dem Falle
mit Deutschland befinde sich England nicht einer solchen Lage gegenüber.
Er hoffe fest, die Angelegenheit werde durch freundschaftliche Verhandlungen
geregelt werden. Die Annahme, England würde sein Zollsystem einer
gründlichen Aenderung unterziehen, um einer Lage, wie der fraglichen,
begegnen zu können, ist ein Gespenst und nur geeignet, unwissende und
nervöse Personen zu erschrecken. — Premierminister Balfour: Er wolle
auf die Beschuldigung, daß die Regierung nichts getan habe, mit der Er-
klärung antworten, daß bei Deutschland Vorstellungen gemacht wurden,
welche den Verhandlungen ein ganz anderes Aussehen gaben. Er bestreite,
daß 1899 dieselbe Drohung gefallen sei, wie 1903; die früheren Bemer-
kungen, die übrigens nicht in einer Depesche, sondern im Deutschen Reichs-
tage gemacht wurden, bezogen sich auf das Vorgehen in Barbados, das
mit Kanadas Vorgehen nicht zu vergleichen sei. Es wurde behauptet, die
Regierung habe zwei Jahre nichts getan; man müsse aber bedenken, daß
dies die Jahre waren, in denen England den furchtbaren Krieg in Süd-
afrika zu führen hatte und deshalb nicht in der Lage war, sich in Streitig-
keiten mit kontinentalen Nachbarn einzulassen; Kanada habe zudem damals
finanziell unter dem Vorgehen des Deutschen Reiches nicht zu leiden gehabt.
Wenn das der Fall gewesen wäre, würde die Regierung verpflichtet ge-
wesen sein, um jeden Preis zugunsten Kanadas einzuschreiten.
26. Juli. Die „Times“ veröffentlichen ein Weißbuch der
kanadischen Regierung über die Zolldifferenzen mit Deutschland.
Die „Allgemeine Zeitung“ berichtet darüber:
„Die Veröffentlichungen beginnen mit einer telegraphischen Anfrage,
die der High Commissioner für Canada am 27. Juni 1898 an den cana-
dischen Handelsminister Sir Richard Cartwright richtete. Diese Anfrage
ging dahin, ob er, der High Commissioner, einen Protest gegen das Vor-
gehen Dentschlands einlegen solle; der Kolonialsekretär habe erklärt, daß
ein solcher Protest wahrscheinlich von der britischen Regierung unterstützt
werden würde. Die Antwort des canadischen Handelsministers lautete
bezeichnend: Wenn Chamberlain einverstanden, Protest einlegen! Daraufhin
schrieb der High Commissioner Lord Strathgona einen Brief an den