Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

266 Greßbritannien. (August Mitte —25.) 
welche Ich gefunden habe. Erst vor kurzem hat der Besuch des Präsi- 
denten Loubet in eindrucksvoller Weise Veranlassung gegeben zum Aus- 
tausche der Gefühle gegenseitiger Zuneigung zwischen Frankreich und Eng- 
land. Die Lage in den europäischen Gebieten der Türkei ist andauernd 
der Gegenstand allgemeiner Besorgnis. Meine Regierung hat im Verein 
mit Oesterreich-Ungarn, Rußland und den anderen Unterzeichnern des 
Berliner Vertrages sich aufs beste bemüht, das Ausdehnungsgebiet der 
Unruhen zu beschränken und den Beteiligten gegenüber die Notwendigkeit 
der Selbstbeschränkung und Mäßigung nachdrücklich zu betonen. Ich hoffe 
ernstlich, daß der von den zwei nächstbeteiligten Mächten der Pforte ein- 
dringlich anempfohlene und von Meiner Regierung klräftig unterstützte 
Reformplan einige Besserung in den Verhältnissen aller Bevölkerungsteile 
Makedoniens bewirken wird. Die Bestätigungsurkunden des im September 
1902 mit China abgeschlossenen Handelsvertrages sind ausgewechselt. Ein- 
zelne Teile des Vertrages treten sofort in Wirksamkeit. Mit dem Schah 
von Persien wurde gleichfalls ein Uebereinkommen getroffen, welches die 
Handelsbeziehungen der beiden Länder auf eine sichere und befriedigende 
Grundlage stellt. In Transvaal und in der Oranje-River-Kolonie hat 
die Herstellung geordneter friedlicher Zustände große Fortschritte gemacht. 
Die Zollkonvention, welche die Vorzugsbehandlung der Einfuhr aus dem 
Mutterlande einschließt, ist von allen Kolonien Südafrikas unterzeichnet 
worden, deren Vereinigung zu Finanzzwecken einen wichtigen und not- 
wendigen Schritt bedeutet zur endgültigen politischen Verbindung. In 
Indien ermöglichten günstige Ernten und die Verbesserung der Finanzen 
eine bedeutende Steuerermäßigung, die, wie Ich glaube, die Lage des 
Volkes merklich bessern wird. Ackerbau und Handel zeigen weiter an- 
dauernden Fortschritt. Die diesmaligen Ernteaussichten sind im allgemeinen 
wieder beruhigend. Die kriegerischen Maßnahmen im Somalilande sind 
noch nicht abgeschlossen; doch wird die Flucht des Feindes aus seiner ur- 
Ernen Stellung eine weitere Bewegung unter günstigeren Bedingungen 
ermöglichen. 
Mitte August. Die Arbeitervertreter im Parlament fordern 
die Arbeiter von Kanada, Australien und Neuseeland auf, gegen 
Chamberlains Pläne Stellung zu nehmen. 
August. In vielen Orten werden von den Nonkonformisten 
die Steuern verweigert als Protest gegen die Schulvorlage. Manche 
Richter lehnen die Auspfändung der Steuerverweigerer ab. 
22. August. (London.) Lord Salisbury f. Geboren 3. Fe- 
bruar 1830 wurde Salisbury 1866 Staatssekretär, 1878 Minister 
des Auswärtigen; 1885/86, 1886/92, 1895/1902 Ministerpräsident. 
25. August. Der Bericht der Untersuchungskommission über 
den südafrikanischen Krieg wird veröffentlicht. 
Es wird darin zugegeben, daß eine Reihe falscher Berechnungen 
hinsichtlich der Natur und der Ausdehnung der Operationen gemacht wor- 
den seien, was wiederum eine große Reihe von Mißverständnissen und 
Versehen zur Folge hatte. Die Kommission tadelt scharf, daß keine Kriegs- 
vorräte vorhanden waren, erkennt aber an, daß man im Kriege sich mit 
der Lage geschickt abgefunden habe, und läßt denen, die daran beteiligt 
waren, volle Gerechtigkeit widerfahren. Leider seien, so konstatiert sie
	        
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