Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

Frankreich. (Oktober 22.—November 12.) 291 
Im ganzen wurden 10049 Elementarschulen und Kleinkinderschulen 
geschlossen und 5839 wieder eröffnet. Von diesen sind 988 Knaben= und 
die übrigen Mädchenschulen. Von den 988 Knabenschulen werden 106 von 
weltlichen Lehrern geleitet, die nie einer Kongregation angehörten und 882 
von säkularisierten Ordensleuten. Von 4851 Mädchenschulen sind 1875 in 
den Händen weltlicher Lehrerinnen und 2976 in denen von ehemaligen 
Nonnen. In der Bretagne waren die Wiedereröffnungen am zahlreichsten; 
im Finistere wurden 109 Schulen geschlossen und ebensoviele eröffnet. 
22. Oktober. Die Kammer spricht nach einer zweitägigen 
Debatte über die Kirchenpolitik und die Haltung der Regierung im 
Weberstreik der Regierung mit 332 gegen 233 Stimmen ihr Ver- 
trauen aus. 
28. Oktober. Vertreter der englischen Handelswelt besuchen 
Paris und werden vom französischen Handelskomitee und einigen 
Ministern begrüßt. 
28./31. Oktober. Der russische Minister des Auswärtigen, 
Graf Lamsdorff, weilt in Paris und überreicht dem Präsidenten 
ein Schreiben des Zaren. 
29. Oktober. (Paris.) Eine Versammlung von Handlungs- 
gehilfen in der Arbeiterbörse fordert die Abschaffung der Stellen- 
vermittlungsbureaus. Es kommt zu einem Zusammenstoß mit der 
Polizei, wobei 67 Polizisten verwundet werden. 
3. November. Die Kammer genehmigt einen Antrag, die 
Stellenvermittlungsbureaus binnen fünf Jahren gegen Entschädi- 
gung aufzuheben. 
5. November. Die Kammer kürzt das Justizbudget um 
100 Francs, wodurch das Verlangen nach Abschaffung der Kruzi- 
fixe in den Gerichtssälen ausgedrückt wird. 
7. November. Abschluß des Investiturstreits. (Vgl. S. 279.) 
Der „Matin“ schreibt offiziös: „Wir glauben zu wissen, daß die 
Frage des Nominavit nobis, die vor den heiligen Stuhl gebracht worden 
ist, soeben eine Lösung erhalten hat, die den Beschwerden der französischen 
Regierung Genugtuung schafft. Von nun an werden die päßpstlichen Er- 
nennungsbullen der französischen Prälaten diese Formel nicht mehr ent- 
halten, die den Protest des Staatsrates herausforderte. Man erinnere 
sich, daß diese Behörde der Regierung mitteilte, sie werde fortan keine 
Bullen mit der Formel Nominavit nobis registrieren.“ 
9. November. Der Ministerpräsident richtet eine Beschwerde 
an die Kurie gegen den Bischof von Ouimper, der 80 gemaßregelte 
bretonische Priester unterstützt. 
12. November. (Senat.) Annahme des Unterrichtsgesetzes. 
Der Regierungsentwurf macht die Gewährung des Rechts zur Aus- 
übung der Lehrtätigkeit von der Erklärung des Bewerbers davon abhängig, 
daß er zu keiner nichtautorisierten Kongregation gehört. — Sen. Girard 
197
	        
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