322 Dãuemark. (April 2.5.)
Der König bringt auf einem Festmahl folgenden Trinkspruch aus:
„Eure Majestät! Es gereicht mir zur ganz besonderen Befriedigung und
Freude, Eure kaiserliche und königliche Majestät willkommen zu heißen.
Indem Eure Majestät geruhten, mir in Veranlassung meines bevorstehen-
den Geburtstages Ihren hochgeschätzten Besuch zu machen, geben Eure Majestät
mir wiederholt einen neuen Beweis freundschaftlicher Gesinnung, für den
ich meinen herzlichsten und wärmsten Dank ausspreche. Möge der Besuch
zum weiteren Gedeihen des herzlichen Verhältnisses zwischen unseren Häusern
und den stammverwandten Völkern beitragen. Ich trinke auf das Wohl
Eurer Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin, für deren baldige voll-
ständige Genesung wir die aufrichtigsten Wünsche hegen. Es lebe der
Kaiser, die Kaiserin und Allerhöchstderen Haus.“
Der Kaiser erwidert: „Eure Majestät bitte ich, meinen aus tiefstem
Herzen entströmenden Dank gnädigst entgegennehmen zu wollen. Ich danke
Eurer Moajestät für die gnädige Erlaubnis, Ihnen meinen Besuch machen
zu dürfen. Ich danke aus aufrichtigstem und treuerfülltem Seemanns-
herzen für die hohe Ehre, die Eure Majestät mir erwiesen durch meine
Ernennung zum Admiral der dänischen Flotte, der Flotte, die sich mit
ehernem Griffel in die Tafel der Weltgeschichte eingeschrieben hat. Ich
danke Eurer Majestät für die gnädige Erlaubnis, daß Ihr Ulanen-Regiment
für alle Zeiten Ihren uns so teuren Namen führen darf. Ich danke für
den gnädigen, liebenswürdigen, prächtigen Empfang Eurer Majestät und
dem gesamten Volke. Ich der jüngsten einer unter Europas Herrschern,
neige mich in Ehrfurcht vor unserem Haupte. Ich spreche aus ganzem,
tiefstem und vollem Herzen und weiß mich eins mit meinem gesamten
Volk, das stammverwandt dem braven dänischen ist. Gott schütze, erhalte
und segne Eure Majestät, zu dem wir aufblicken als gnädigen, sorgenden
und herzensvollen Landesvater, der ein Muster ist als Fürst, ein Muster
als Ehemann und als Vater auf dem Thron. Möge es Eurer Majestät
noch lange vergönnt sein, im Kreise blühender Kinder und heranwachsender
Enkelkinder für das Wohl Ihres treuen Volkes zu sorgen. Möge noch
recht lange König Christian vor seinem hohen Maste stehen, auf dem der
Danebrog weht, dessen Falten ihn noch lange umrauschen mögen. Seine
Majestät Hurra!"
Die Presse beschäftigt sich lebhaft mit dem Besuche. „Politiken“
schreibt: „Der Kaiser ist Dänemarks Gast und die Kopenhagener Bürger
haben die größte Veranlassung, möglichst zu zeigen, in wie hohem Grade
Dänemark die freundschaftlichen Gefühle, durch welche der Besuch hervor-
gerufen wird, schätzt. Zweifellos wird der Kaiser kundgeben, daß das ge-
waltige Reich, dessen hochbegabter Fürst er ist, nur das beste Verhältnis
zu seinem nördlichen Nachbar wünscht. Auch wir haben nur Grund und
selbstverständlich höchstes Interesse zu wünschen, daß unsere Stellung zu
Deutschland unbedingt freundschaftlich sei. Wir haben viel zu lernen und
zu empfangen von Deutschland, dessen Kultur uns imponiert und anzieht,
ohne daß wir unsere eigene geistige wie materielle Selbständigkeit beiseite
zu setzen brauchen. Man muß allerseits wünschen, daß Kaiser Wilhelm
den besten Eindruck von seinem hiesigen Aufenthalte erhält. Sein Kommen
ist bedeutungsvoll für unser kleines Land.“
„Sozialdemokraten“: Als Haupt unseres großen südlichen Nachbar-
staates besucht der deutsche Kaiser Kopenhagen und als dänische Staats-
bürger müssen wir ihn würdigen, sowie ihm einen nachbarschaftlich freund-
lichen Empfang wünschen. Alle vernünftigen Dänen wünschen nur das
beste nachbarschaftliche Verhältnis zwischen Dänemark und Deutschland.
Wir sehen nur eine Gefahr in der auswärtigen Politik für unser Land,