Pußland. (Juli 24.— August 12.) 341
englischen Landarmee sei während des Burenkrieges offen zutage getreten,
und mit der Flotte allein könne man Rußland nicht besiegen. „Ein Krieg
Japans gegen uns bedeutet seinen Selbstmord, den Schiffbruch aller seiner
Hoffnungen, und deshalb sind wir der festen Ueberzeugung, daß die fried-
liche Strömung in Japan schließlich doch triumphieren wird. An der
Macht des russischen Riesen sind die Heeresmassen Napoleons zu Grunde
gegangen, und nach dieser Prüfung sind Rußland keine anderen mehr
schrecklich. Rußland strebt nach der Wahrung des Friedens, aber nicht
aus Furcht vor einem Kriege, sondern aus der Menschenliebe, die auf dem
Bewußtsein seiner Kraft beruht. Alle fordern wir auf, gemeinsam mit
uns für die Ideale der Wahrheit und der Zivilisation friedlich zu arbeiten,
wenn aber jemand nicht denselben Weg wandeln oder ihn uns versperren
will, so werden wir deshalb nicht auf einen Augenblick von der Erfüllung
unserer historischen Aufgaben ablassen.“
24. Juli. Einziehung des armenisch-gregorianischen Kirchen-
vermögens.
Ein Gesetz ordnet an, daß die bisher autonom verwalteten armenisch-
gregorianischen Kirchengüter in die Verwaltung des Staates übergehen und
die Güter und Fonds dieser Kirchen, welche bisher den Schulbetrieb dieser
Konfession sicher stellten, dem Ministerium für Volksaufklärung überwiesen
werden. Der „Regierungsbote" motivirt das Gesetz mit der bisherigen
Art der Verwaltung, die weder vom staatlichen Standpunkte gebilligt
werden konnte, noch den Interessen der Kirche selbst entsprach. Außerdem
setzte die armenische Geistlichkeit der schon 1897 angeordneten Uebergabe
ihrer Kirchenschulen mit den dazu gehörigen Geldern an das Ministerium
der Volksaufklärung Widerstand entgegen. Die Zinsen des von der Re-
gierung verwalteten Vermögens bezieht die Gregorianische Kirche in dem
erforderlichen Umfange weiter. Fünf Prozent der Einnahmen werden zur
Bildung eines Hilfskapitals für die Kirche verwendet. Damit wird eine
gleichmäßige Unterstützung aller Gregorianischen Exarchien bezweckt.
Ende Juli. Anfang August. Streiks und Arbeiterunruhen
finden in Kiew, Odessa, Tiflis und Baku statt. Zeitweilig find
die Unruhen von revolutionärem Charakter. Militär schreitet mehr-
fach ein, und viele Streikende werden getötet.
Anfang August. Ein Teil des deutschen ostafiatischen Ge-
schwaders besucht Wladiwostok und wird glänzend empfangen.
12. August. Errichtung einer Statthalterschaft für Ostasien.
Ein kaiserlicher Ukas befiehlt, aus dem Amur-Generalguberniat und
dem Kwangtung-Gebiet eine besondere Statthalterschaft zu bilden. Der
Statthalter wird mit höchster Gewalt in allen Zweigen des Zivilverwal-
tungsgebietes bekleidet, die gleichzeitig der Leitung der betreffenden Mini-
sterien entzogen wird. Ihm obliegt auch die Sorge für die Ruhe, die
Sicherheit und die Wohlfahrt sowohl der an der chinesischen Ostbahn lie-
genden Gegenden als auch der an die Statthalterschaft angrenzenden, jen-
seits der Grenze liegenden russischen Besitzungen. Bis zum Erlaß eines
Gesetzes über die Kompetenzen und Pflichten des Statthalters kommen für
die Verwaltung des fernen Ostens die im Jahre 1845 für die kaukasische
Statthalterschaft erlassenen Bestimmungen zur Geltung. Auch die diplo-
matischen Beziehungen im Verkehr dieser Gebiete mit den Nachbarstaaten
sind in den Händen des Statthalters konzentriert. Ihm ist auch ferner