Türkei. (Juli—September 22.) 349
Unbrauchbarkeit oder eines Vergehens teils abgesetzt, teils in Untersuchung
gezogen worden. Bis Ende April wurden 2944 Feldwächter, darunter
1077 nicht mohammedanische, neu ernannt. Im Bilajet Uesküb wurden
10 und im Vilajet Monastir 8 neue Nahie oder Gemeindebezirke errichtet.
In letzterem Vilajet wird die Errichtung von zwei weiteren Nahien vor-
bereitet. 270 Verhaftungen wurden wegen gemeiner Vergehen durchgeführt.
Eine nach den Vilajets Uesküb, Salonichi und Adrianopel gesandte Kom-
wiston zur Wiederzulassung von nach Bulgarien Verbannten soll in Tätig-
eit sein.
Juli. Zahlreiche reformfeindliche Albanesen werden verhaftet
und exiliert.
Anfang August. In Makedonien treten die bulgarischen
Banden wieder zahlreicher auf; im Vilajet Monastir sollen 10 000
Insurgenten unter Waffen stehen. — Die Pforte macht über
150000 Mann mobil.
8. August. Der russische Konsul in Monastir wird von einem
türkischen Gendarmen erschossen. Der Mörder wird hingerichtet.
26. August. Die Insurgenten machen ein Dynamitattentat
auf den Konventionalzug bei Kuleli-Burgas. 6 Personen werden
getötet.
Ende August. Pforte und Vereinigte Staaten.
Infolge einer Nachricht, daß der amerikanische Konsul in Beirut
ermordet sei (23. August), wird ein amerikanisches Geschwader in die tür-
kischen Gewässer geschickt. Es stellt sich nach einigen Tagen heraus, daß
die Nachricht falsch ist.
Anfang September. (Beirut.) Blutige Zusammenstöße
zwischen Christen und Muhammedanern.
Anfang September. Zahlreiche griechische Untertanen des
Sultans melden sich als Freiwillige gegen die Bulgaren.
22. September. Die Pforte richtet an die Botschafter Öster-
reich-Ungarns und Rußlands eine Note über die Ursachen der make-
donischen Insurrektion und die Haltung der türkischen Behörden.
Es heißt darin: „Die Mehrzahl der Dorfbewohner, welche, durch
Drohungen der Insurgentenbanden veranlaßt, sich in die Berge geflüchtet
hatten, ist infolge der Vernichtung und Zerstreung mehrerer dieser Banden
wieder zum heimatlichen Herde zurückgekehrt. Damit auch der Rest so
bald als möglich zurückkomme, erhielten die Generalgouverneure, Gouver=
neure und Untergouverneure den Auftrag, Rundreisen in ihren Verwal-
tungsgebieten zu machen, und zwar in Begleitung muselmanischer und
christlicher Gemeinderatsmitglieder, sowie von Priestern der nichtmoham-
medanischen Kirchengemeinden, um den Flüchtlingen die erforderlichen Rat-
schläge zur Sicherstellung ihrer Rückkehr zu erteilen. Sie werden im Ein-
vernehmen mit den Militärbehörden alles aufzubieten haben, um in ihren
Bezirken in kürzester Frist die Ordnung und öffentliche Sicherheit voll-
ständig wieder herzustellen. Den Kommandanten des 2. und 3. Armee-
korps, sowie dem Kommandanten der 9. Division in Seres, dem Interims-