376 Rerd-Imerika. (Dezember 7.)
an und werde beide gleichmäßig behandeln. — Ausschließlich des Post-
wesens haben die Einnahmen im vergangenen Finanzjahr 560396674
Dollars betragen. Da die Ausgaben sich auf 506099007 Dollars beliefen,
sei ein Ueberschuß von 54297667 Dollars vorhanden. Die Anzeichen
deuten darauf hin, daß der Ueberschuß im laufenden Jahr sehr gering sein
werde, wenn überhaupt ein solcher sich herausstellen sollte. Es erscheine
jetzt wahrscheinlich, daß im wesentlichen eine Gleichheit der Einnahmen
und Ausgaben erzielt werde. Daher sei es sehr wichtig, Sparsamkeit
walten zu lassen bei der Verwendung der Staatsgelder und jede Aende-
rung der fiskalischen Einnahmen genau zu prüfen, die mit einer Herab-
setzung der Einkünfte verbunden sein könnte. Die Unantastbarkeit unserer
Währung stehe außer Frage. Es würde unklug und unnötig sein, unter
den gegenwärtigen Umständen einen Versuch zu machen, das gesamte Geld-
system neu aufzubauen. Die gleiche Freiheit sollte dem Schatzsekretär ge-
währt werden bei der Hinterlegung der Zolleinnahmen, wie sie ihm ge-
währt wird bei der Hinterlegung der Einnahmen aus anderen Quellen.
Der Präsident fordert den Kongreß sodann wieder auf, gewisse Erforder-
nisse der finanziellen Lage zu erwägen, die bereits in der vorjährigen
Botschaft erwähnt sind. Präsident Roosevelt beantragt dann in seiner
Botschaft weiter die Bewilligung genügender Mittel für die Fortsetzung
der Arbeiten der Kommission, welche eingesetzt wurde, um an den Arbeiten
der auf Veranlassung Chinas und Mexikos in Aussicht genommenen Kon-
ferenz der Goldwährungs= und der Silberwährungs-Länder teilzunehmen. —
Die Botschaft empfiehlt ferner die Bildung einer aus dem Marinesekretär,
dem Generalpostmeister und dem Handelssekretär bestehenden Kommission,
welche Untersuchungen darüber anstellen und für die nächste Session einen
entsprechenden Bericht an den Kongreß ausarbeiten soll, welche Gesetze
wünschenswert und nötig sind für die fernere Entwicklung der amerika-
nischen Handelsmarine, des amerikanischen Handels und auch des nationalen
Ozean-Postdampferdienstes, sowie für die damit in Verbindung stehende
Beschaffung von Hilfskreuzern für die Flotte. Unser Postdampferdienst
muß den besten derartigen Diensten gleichkommen. Wenn er das nicht
tut, wird die Handelswelt sich von ihm abwenden.
Zur Einwanderungsfrage verlangt die Botschaft, daß Mittel aus-
findig gemacht werden, einerseits unerwünschte Elemente vom Unionsgebiete
gänzlich auszuschließen, andrerseits aber eine möglichst zweckentsprechende
Verteilung der erwünschten Einwanderer über das ganze Land zu sichern.
Sie empfiehlt sodann dem Kongreß, seine Aufmerksamkeit auf die Frage
der Naturalisation von Verbrechern zu richten, und weist auf die scham-
losen Fälschungen hin, die jetzt im ganzen Lande ins Werk gesetzt würden,
sowie auf die Unterschlagungen im Postdienste. Der Schiedsspruch in der
Alaskafrage sei in jeder Weise zufriedenstellend, da es einen bemerkens-
werten Beweis für das Entgegenkommen und das Einvernehmen gegeben
habe, mit dem zwei befreundete Nationen an die Entscheidung von Streit-
fragen gehen könnten, bei denen ihre nationale Souveränität interessiert
sei. Die Botschaft führt sodann die Ereignisse auf, welche die neue Unter-
breitung der venezolanischen Streitfrage an das Haager Schiedsgericht
herbeigeführt haben, und weist auf das imposante Zusammenwirken der
bei dem Haager Schiedsgericht vertretenen Nationen hin. Durch das jetzt
gegebene Beispiel werde es den Völkern weit leichter werden, sich ein
zweites Mal an das Haager Schiedsgericht zu wenden. Dieser Triumph
des schiedsgerichtlichen Verfahrens biete glückliche Aussichten für den Welt-
frieden, wenn man auch nicht behaupten könne, daß es jetzt schon möglich
sein werde, Kriege überhaupt zu verhindern. Das Beispiel des Haager