Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

Mebersicht der politischen Eutwinelung des Jahres 1903. 425 
gewalt zu unterwerfen, verhinderten amerikanische Kriegsschiffe das 
Vorhaben, und eine Botschaft an den Kongreß verkündete, daß ein 
solches Kulturwerk wie der Kanal nicht durch den Unverstand der 
zufälligen Besitzer des Landes unmöglich gemacht werden dürfe 
(S. 374): eine Theorie, mit der sich jede Intervention rechtfertigen 
läßt. Alles das spricht für die Mitwirkung Nordamerikas beim 
Aufstande Panamas, und die emphatische Versichernng vor dem 
Kongreß, daß dem nicht so sei (kurz nach Neujahr), ist nicht dazu 
angetan, alle Zweifel zu beseitigen. — Wie dem nun auch sei, 
die neue Republik Panama hat unverzüglich den gewünschten 
Kanalvertrag abgeschlossen, der den Vereinigten Staaten noch 
größere Vorteile gewährt als der frühere (S. 381). Die Bedeutung 
der künftigen Wasserstraße für die Union liegt auf der Hand: 
militärisch sichert ihr der ausschließliche Besitz des Kanals in Kriegs- 
zeiten die Kooperation der Flotten im Stillen und Atlantischen 
Meere, kommerziell begünstigt er die Häfen der Union vor den 
europäischen, weil er bei der geographischen Lage die Verbindung 
zwischen der atlantischen und pazifischen Küste des amerikanischen 
Kontinents in viel stärkerem Verhältnis verkürzt als die Verbin- 
dung zwischen den europäischen Häfen mit dem Stillen Ozean. 
Wie für die Weltstellung so wird der Kanal auch für die 
innere Wirtschaftspolitik von Bedeutung sein. Die westlichen Ge- 
treidegebiete erhalten eine neue Verbindung mit dem industriellen 
Osten und werden dadurch unabhängiger von den großen Eisen- 
bahnlinien. — Wie im Süden hat die Union auch im Norden 
einen Erfolg davon getragen. Der Grenzstreit mit Kanada über 
das Alaskagebiet ist im wesentlichen zugunsten Amerikas entschieden 
worden. Die Kommission, die das Urteil zu sprechen hatte, be- 
stand aus je drei Engländern und Amerikanern; in der entschei- 
denden Abstimmung votierte ein Engländer für die amerikanischen 
Ansprüche, so daß Kanada in der Minderheit blieb. — Der Aus- 
gang dieser Angelegenheit hat in Kanada lebhaften Unwillen 
gegen das Mutterland hervorgerufen. Es bleibt abzuwarten, ob 
und wie diese Stimmung auf Chamberlains imperialistische Pläne, 
in denen Kanada einen wichtigen Platz einnimmt, einwirken wird. 
Aus Südamerika ist außer den üblichen Revolutionen in
	        
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