58 Das Veuische Reich und seine einzelnen Slieder. (März 13.— Mitte.)
scharf die Etatsüberschreitungen beim Erwerb des Truppenübungs-
platzes für das 6. Armeekorps bei Neuhammer. — Am 18. März
werden die Forderungen bewilligt.
13. März. (Württemberg.) Die Zweite Kammer verweist
den Gesetzentwurf, die 4prozentigen Staatsanleihen (84 Millionen
Mark) in 3½prozentige umzuwandeln und eine Zwangstilgung
einzurichten, an eine Kommission. Alle Redner stimmen im
Prinzip zu.
14. März. (Reichslande.) Beim Landesausschusse wird
folgender Antrag über die Revision der Verfassung eingebracht:
Der Landesausschuß wolle beschließen, die Regierung zu ersuchen,
durch den Herrn Reichskanzler folgenden Wunsch dem Bundesrat und dem
Reichstag zu unterbreiten: Der elsaß-lothringische Landesausschuß spricht
den Wunsch aus: 1. daß die Verfassung des Deutschen Reiches und das
Reichsgesetz betr. Verfassung und Verwaltung Elsaß-Lothringens dahin
abgeändert werde, daß der Reichstag als gesetzgeberischer Faktor für Elsaß-
Lothringen ausgeschaltet werde; 2. dementsprechend dem Landesausschuß
die Befugnisse, die Stellung und den Namen eines Landtags für Elsaß-
Lothringen erteilt werde; 3. daß bei Beratung von elsaß-lothringischen
Angelegenheiten im Bundesrat die drei von dem Landesherrn zu ernennen-
den Vertreter Elsaß-Lothringens zur Abstimmung berechtigt seien.
15. März. (Bayern.) Der Delegiertentag der bayerischen
Nationalliberalen in Nürnberg faßt folgende Resolution:
Angesichts der unmittelbaren Bedrohung der Aufgaben des baye-
rischen Verfassungslebens auf religiösem und kulturellem Gebiete durch eine
skrupellose Agitation, die die Religion zur Magd engherzigster Partei-
politik herabwürdigt, und auf das schwerste das Land beunruhigt, das auf
das treue Zusammenwirken aller Kreise der Bevölkerung ohne Unterschied
der Konfession hingewiesen ist, — angesichts der Tatsache, daß diese Agi-
tation, die auf die Zersetzung des Zusammenlebens zwischen Angehörigen
verschiedener Konfessionen hinarbeitet, sich anschickt, nun auch noch das
gewerbliche Leben unter Anwendung konfessionellen Boykotts zu vergiften,
ohne daß erkennbar die dazu berufenen Stellen ein Wort des Einspruches
gefunden haben, ist eine geschlossene Abwehr für alle verfassungstreuen Teile
der Bevölkerung Bayerns unabweisbar geboten. Daher rufen die heute
in Nürnberg versammelten Delegierten der nationalliberalen Landespartei
im diesseitigen Bayern ihre Angehörigen in Stadt und Land auf, sich zu
rühren und zu wehren. Daher fordern die Delegierten die Gesamtpartei
auf, neben dem steten Verteidigungskampf gegen die antimonarchischen und
antinationalen Bestrebungen der Sozialdemokratie für die zurzeit noch
vordringlicher gewordene Abwehr und Zurückdämmung des übermächtig
gewordenen Ultramontanismus mit aller Kraft und Entschiedenheit ein-
zutreten; insbesondere bei den nächsten Reichstagswahlen diesem Grundsatz
gemäß zu handeln und speziell bei den Stichwahlen, wo nur immer einem
Sozialdemokraten oder Ultramontanen ein nichtultramontaner, monarchisch
gesinnter Kandidat gegenübersteht, auf diesen bis auf den letzten Mann
ihre Stimme zu vereinigen.
Mitte März. Der Bund der Landwirte stellt folgende