Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einundzwanzigster Jahrgang. 1905. (46)

              Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 9. 10.) 3 
und Verwaltung, des geistigen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens aus- 
führlicher darlegt. Daraus mögt ihr ersehen, welcher Geist unsere Ver- 
einigung beseelt! So rufen wir denn in der Stunde der Gefahr alle frei 
gesinnten Männer auf, mit uns in den Kampf zu gehen! 1. Gesamt- 
vorstand der liberalen Vereinigung der bayerischen Abgeordnetenkammer, 
2. Nationalliberale Landespartei in Bayern rechts des Rheins, 3. Deutsch- 
freisinnige Partei in Bayern, 4. Deutsche Volkspartei in Bayern, 5. Jung- 
liberaler Landesverband in Bayern rechts des Rheins, 6. Süddeutscher 
Verband nationalsozialer Vereine in Bayern, 7. Liberaler Kreisverband 
für Schwaben und Neuburg. 
               9. Januar. (München.) Auf dem Parteitage des bayeri- 
schen Zentrums proklamiert Abg. Heim ein Zusammengehen mit 
den Sozialdemokraten für die Landtagswahlen, um ein besseres 
Wahlgesetz zustande zu bringen. 
         9. Januar. (Berlin.) Eine Konferenz sämtlicher deutschen 
Eisenbahnverwaltungen berät über die Betriebsmittelgemeinschaft. 
            9. Januar. Die „Norddeutsche Allg. Ztg.“ schreibt über die 
Beziehungen zu England: 
In den letzten Tagen sind wieder Gerüchte über eine angebliche 
politische Spannung zwischen Deutschland und England aufgetaucht. Unter 
vager Berufung auf auswärtige Blätter wurde sogar behauptet, es hätte 
ein gewisser Notenwechsel zwischen London und Berlin stattgefunden. 
Mehrere deutsche Zeitungen haben sich bereits das Verdienst erworben, die 
Ausstreuung als jeder Begründung entbehrend zu bezeichnen. Zu einer 
Verwicklung mit Großbritannien fehlt jeder Anlaß. Auf publizistischem 
Gebiet haben allerdings gewisse auffällige Äußerungen, wie sie vereinzelt 
in der englischen Presse aufgetaucht sind — wir denken an die Army and 
Navy Gazette und Vanily Fair —, bei uns Aufmerksamkeit erregt. Diese 
aggressiv klingenden Bemerkungen waren aber doch nicht imstande, eine 
Spannung zwischen Deutschland und England zu erzeugen. 
            10. Januar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Vor- 
legung des Etats. Finanzen seit 1903. Beziehungen zum Reich. 
               Die Einnahmen des Etats 1905 betragen 2713505707  Mark, die 
Ausgaben im Ordinarium 2514195427  Mark; im Extra-Ordinarium 
199311280 Mark. 
             Finanzminister Frhr. v. Rheinbaben wirft zunächst einen Rück- 
blick auf den Etat von 1903. Er sei pessimistisch aufgestellt worden, habe 
sich aber günstiger gestaltet. Das Rechnungsjahr 1903 schließt mit einem 
Überschuß von 63578032,89 Mark ab. Die Überschüsse seien hauptsäch- 
lich von der Eisenbahnverwaltung verdient und würden zunächst auch wieder 
der Eisenbahnverwaltung zugute kommen. Bekanntlich sei aus dem Über- 
schuß zunächst der 30-Millionen-Fonds zu ergänzen, der dem Eisenbahn- 
minister für unvorhergesehene Ausgaben zur Verfügung stehe. Dieser Fonds 
habe noch 16 Millionen enthalten, so daß von den Überschüssen 14 Mil- 
lionen dazu hätten genommen werden müssen. Der Rest von 49 Millionen 
fließe in den Ausgleichsfonds, der helfend einzugreifen habe, wenn er zur 
Balancierung des Etats notwendig sei. Der Etat 1904 sei ein Spiegel- 
bild der aufsteigenden wirtschaftlichen Entwicklung, obwohl die lange 
Trockenheit alle Wirtschaftszweige geschädigt habe. Er werde hoffentlich 
                                                                                                                             1*
	        
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