Das Vertsche Reich und seine einjeluen Glieder. (Oktober 6.—11./13.) 121
rung der Viehein= und Verkaufsgenossenschaften, der Viehmarktkassen und
der Verkaufsvermittlungen, sowie die Beseitigung der Auswüchse des Zwi-
schenhandels. Es sei zu hoffen, daß bei der heurigen günstigen Futter-
und Kartoffelernte die Fleischpreise bald wieder auf einen normalen Stand
kommen werden. — Die Redner des Zentrums und der freien Vereini-
gung verwerfen die Oeffnung der Grenzen, die der Liberalen und Sozial-
demokraten sind dafür.
6. Oktober. (Berlin.) Ferdinand Frhr. v. Richthofen, Pro-
fessor der Geographie an der Univerfität Berlin, F. — Geboren
5. Mai 1833, machte große wissenschaftliche Expeditionen in Japan,
Indien, Amerika und namentlich in China, 1886 Professor in
Berlin, 1902 Direktor des Instituts für Meereskunde.
Oktober. Dezember. (Preußen.) Bewegung unter den Berg-
arbeitern im Ruhrrevier.
Im Ruhrrevier herrscht Unzufriedenheit mit der Sperre, die der
Bergbauverein über mißliebige Bergarbeiter verhängt, mit angeblich un-
gesetzlicher Verlängerung der Arbeitszeit, mit Lohnverkürzungen und Geld-
strafen an Stelle des Wagennullens. Am 2. November richtet die Siebener-
kommission (vgl. S. 6) eine Beschwerde an den Reichskanzler und das
Oberbergamt. Das Oberbergamt lehnt die verlangte Aufhebung der neuen
Arbeitsordnung des bergbaulichen Vereins ab (Dezember). Hierauf wird
eine Beschwerde beim Minister eingereicht. — Vielfach wird der Ausbruch
eines neuen Streiks erwartet.
8.9. Oktober. (Leipzig.) Der deutsch-soziale Parteitag
fordert Uberwachung der Preispolitik der Kartelle und Verleihung
der Rechtsfähigkeit an die Berufsvereine.
Oktober. Die Beschlüsse des sozialdemokratischen Parteitags
über den Generalstreik werden von vielen Gewerkschaften zurück-
gewiesen; Bebels Rede sei eine hohle Deklamation.
10. Oktober. (Berlin.) Eine Betriebsmittelkonferenz wird
abgehalten. Die „Kölnische Zeitung“ schreibt darüber:
„Die Konferenz führte zu dem erfreulichen Resultate, daß man über
den einzuschlagenden Weg, insbesondere bezüglich der organisatorischen Ein-
richtung, zu einer vollständigen Einigung gelangte. Die Grundlage der
Konferenzverhandlungen, die in den Ausschußberatungen sofort ihren Fort-
gang nehmen werden, wird der bayerische Vorschlag bilden, der sich als
eine Abänderung des ursprünglichen Heidelberger Programms darstellt, der
aber unter Aufrechterhaltung dieses Programms in seinen Grundzügen
dem nationalen Gedanken eines einheitlichen deutschen Betriebes voll Rech-
nung trägt. Die jetzigen Hauptpunkte sind: 1. Eine einheitliche Hand-
habung auf nationaler deutscher Grundlage, aber ohne Beeinträchtigung
der Hoheits- und Besitzrechte der einzelnen Staaten; 2. die größtmögliche
Beseitigung der wirtschaftlich schädlichen Leerläufe; 3. die unbeschränkte
gegenseitige Benutzung des Güterwagenparkes.“
11./13. Oktober. (Bayerisches Abgeordnetenhaus.) An-
träge auf Anderung des Wahlrechts.
Das Zentrum beantragt Wiedereinbringung des im vorigen Jahre