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Schreiben des Papstes vom 6. März an den österreichischen Epis-
kopat über die Los von Rom-Bewegung:
Wir wissen zwar, daß ihr euerer Pflicht wohleingedenk seid. Allein
je näßer die Gefahr herankommt, desto größere Fürsorge müssen die
Bischöfe zu deren Abwehr aufwenden, um so eifriger müssen sie ihren
Hirtenpflichten obliegen. Es ist bekannt, daß sich euer Eifer hierin betätigt,
und wir haben zu unserer Freude erfahren, daß es euch zum Lobe anzu-
rechnen ist, wenn das christliche Volk nicht noch größeren Schaden ge-
nommen hat. Dennoch aber ermahnen wir euch in Christo, daß ihr immer
begeisterter den Kampf kämpfet und alles, sei es im engeren Kreise, sei
es in der Oeffentlichkeit aufbietet, auf daß der Glaube unserer Söhne
unversehrt bewahrt bleibe. Diese so herrliche Nation, der in der Geschichte
der katholischen Religion so glänzendes Lob gebührt, wird mit Gottes
Hilfe katholisch bleiben, wenn sch euer Eifer auch fernerhin in den Dienst
der göttlichen Vorsehung stellt, sie wird auch in Macht, Eintracht und
Friede ruhmvoll dastehen, wenn von der Religion der Väter, auf der das
Heil und die Stärke des Kaiserreiches hauptsächlich ruhen, Neid, Zwietracht
und jegliche Ursache religiöser Parteiungen ferngehalten werden.
7. April. (Ungarn.) Das Abgeordnetenhaus hebt mit
großer Mehrheit den Beschluß vom 18.November 1904 (1904 S. 204)
über die Geschäftsordnung auf.
8. April. (Kroatien.) Stroßmayer, Bischof von Diakovar, 16
Geboren 1815 in Essek, 1850 Bischof, opponierte 1870 gegen die
Infallibilität, unterwarf sich später. Politisch vertrat er extreme
kroatische Ansprüche.
15. April. (Ungarn.) Das Abgeordnetenhaus erteilt dem
Grafen Tisza ein Tadelsvotum.
Ende April. (Ungarn.) Kroatische Blätter fordern, daß
in den kroatischen Regimentern die kroatische Kommandosprache
eingeführt werde, wenn die deutsche Kommandosprache beseitigt
werden solle.
2. Mai. (Cisleithanien.) Der Eisenbahnminister v. Wittek
tritt zurück, da seine Stellung wegen großer Etatsüberschreitungen
schwierig wird. Sein Nachfolger wird Sektionschef Wrba.
7. Mai. (Tirol.) In Sterzing wird ein tirolischer Volks-
bund zur Abwehr italienisch-irredentistischer Bestrebungen gebildet.
Alle Parteien nehmen daran teil; sogleich treten über 2000 Mit-
glieder bei.
4./12. Mai. (Cisleithanien.) Das Abgeordnetenhaus berät
und genehmigt den Zolltarif in zweiter und dritter Lesung.
In der Debatte sagt Handelsminister v. Call über das Verhältnis
zu Ungarn: Der Zolltarif bedeute einen Kompromiß im Rahmen eines
Ausgleiches mit Ungarn. Niemals hätten sich die Vorteile der Gemein-
samkeit des Zollgebietes überzeugender als gegenwärtig dargestellt. Das
Europäischer Geschichtskalender. XLVI. 11