Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einundzwanzigster Jahrgang. 1905. (46)

172 Nie lssterreichisch-ungarische Monarchie. (September Ende. Oktober 1.) 
Kronen und eine Gesamtausgabe von 1819042210 Kronen auf; der Ueber- 
schuß beträgt sonach 2985 191 Kronen. Die Beitragsquote für die gemein- 
samen Angelegenheiten ist vorläufig mit den Präliminarziffern des Jahres 
1905 eingestellt, da das Erfordernis des gemeinsamen Haushaltes durch 
die Delegationsbeschlüsse noch nicht ziffernmäßig festgestellt ist. Für die 
Errichtung neuer Telephonleitungen ist ein Mehrerfordernis von einer 
Million Kronen eingestellt. Außerdem wird die Regierung in dem Finanz- 
gesetz ermächtigt, aus Gebarungsüberschüssen von 1904 zur Ausgestaltung 
des Telephonnetzes 1½ Millionen zu verwenden. 
Ende September. (Ungarn.) Kundgebungen der Parteien. 
Angebliche Einmischung Deutschlands. 
Die koalierten Parteien erlassen ein Manifest, in dem sie in Er- 
widerung auf das von dem König vorgelegte Programm erklären, daß 
einige Punkte desselben mit der Verfassung nicht übereinstimmen. Nament- 
lich wird von der Erklärung des Königs, daß bezüglich der Kommando- 
sprache Konzessionen ausgeschlossen seien und bleiben, gesagt, daß diese das 
Selbstbestimmungsrecht der Nation tatsächlich aufheben oder doch ohne 
gesetzliche Grundlage verstümmeln würde. — Die Blätter bezeichnen die 
Erklärungen des österreichischen Ministerpräsidenten Dr. Frhrn. v. Gautsch 
als unbefugte Einmischung in innere ungarische Angelegenheiten, welche er, 
wenn auch mit allerlei Verklausulierungen, zugestanden habe. 
Die aus der liberalen Partei ausgetretenen 20 Abgeordneten erklären 
ihren Eintritt in die Koalition. Die Führer der Koalition bereisen die 
Provinz, um diese über die politische Lage aufzuklären. 
Der Vizepräsident der ungarischen Unabhängigkeitspartei Polonyi 
ermächtigt den Korrespondenten der „Neuen Freien Presse“, zu erklären, 
daß der unbeugsame Wille des Kaisers gegen die Armeeforderung der 
Ungarn auf das direkte Eingreifen der deutschen Botschaft zurückzuführen 
sei. Hierauf erklärt der deutsche Botschafter Graf Wedel in der „Neuen 
Freien Presse“, daß die unter dem Namen des ungarischen Abgeordneten 
Polonyi veröffentlichten Mitteilungen über seine (Wedels) Einflußnahme 
auf Entschließungen des Kaisers Franz Joseph bezüglich der ungarischen 
Kommandosprache gänzlich unwahr sind. Der Botschafter versichert, er 
botenn dieser Angelegenheit weder in Berlin noch in Wien eine Audienz 
gehabt. 
  
  
  
  
Ende September. (Ungarn.) Die magyarische Presse ist 
enttäuscht über den Empfang der Abgeordneten beim König und 
sieht in der königlichen Erklärung eine Vorbereitung des Absolutis- 
mus. Das Ultimatum des Königs sei für die Nation unannehm- 
bar. Zwischen Sozialdemokraten und Anhängern der Koalition 
kommt es zu mehrfachen Schlägereien. 
1. Oktober. (Mähren.) Ein deutscher Volkstag in Brünn 
protestiert gegen die Errichtung einer tschechischen Universität in 
Brünn, die nur ein nationales Kampfmittel bilden werde. — Ein 
tschechischer Volkstag in Brünn erklärt es für Pflicht der Regierung, 
schleunigst eine tschechische Universität in Brünn zu errichten. — 
Mehrere Zusammenstöße finden statt, in den folgenden Tagen 
schreitet Militär gegen die Tschechen ein.
	        
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