194 Großbritannien. (Juni 5.—Juli 24.)
möglich ist, es so abzuändern, daß es auch den Ausbruch von Kriegen ver-
hindert, würden alle wahren Freunde des Friedens diese Abänderungen
willkommen heißen. Das Bündnis mit Japan und das Einvernehmen mit
Frankreich sind für keinen selbstsüchtigen aggressiven Zweck ausgedacht und
auch ohne jeden Wunsch, andere aus dem Besitze des ihnen gehörigen zu
verdrängen.
5.8. Juni. (London.) Besuch des Königs von Spanien
beim König.
21./26. Juni. (Unterhaus.) Die Regierung wird von der
Oppofition scharf angegriffen, daß sie bei der Aufdeckung von be-
trügerischen Lieferungen für die Armee nicht genügende Energie
gezeigt habe.
11. Juli. (Oberhaus.) Lord Lansdowne sagt über die
Marokkofrage:
Wir sind offiziell benachrichtigt, daß die deutsche und die französische
Regierung zu einer Verständigung gelangt sind, auf deren Grundlage die
vom Sultan von Marokko vorgeschlagene Konferenz abgehalten werden
könne. Die Konferenz wird also stattfinden. Die englischen Interessen in
Marokko sind derart, daß wir es bestimmt für wichtig halten werden, an
der Konferenz teilzunehmen. Wir werden den Vorschlag, der uns zweifel-
los gemacht werden wird, aber noch nicht gemacht ist, annehmen und uns
unter angemessenen Bedingungen mit den übrigen Mächten an den Be-
ratungen beteiligen, die stattfinden werden. Mehr kann ich für jetzt
nicht sagen.
13. Juli. Das Unterhaus bewilligt den Heeresetat mit der
geringen Mehrheit von 26 Stimmen.
Mitte Juli. Wahlreformplan.
Die Regierung veröffentlicht einen Gesetzentwurf, wonach die Ab-
geordnetenzahl unverändert bleiben, aber eine Neueinteilung der Wahlkreise
nach der Bevölkerungszahl vorgenommen werden soll. Danach soll Irland
22 Sitze verlieren, England 17, Schottland 4, Wales 1 gewinnen. — Die
Opposition bekämpft den Plan heftig als ein Parteimanöver.
19. Juli. Das Unterhaus genehmigt in dritter Lesung
das Fremdengesetz mit einer Mehrheit von 90 Stimmen.
21. Juli. (Unterhaus.) Niederlage des Kabinetts.
Abg. J. Redmond (Ire) beantragt die Herabsetzung desjenigen
Postens des irischen Budgets, der sich auf die Landeskommission bezieht,
zum Zeichen des Protestes gegen die Art der Anwendung der irischen
Landakte. Balfour spricht sich gegen den Antrag aus. Nach längerer
Beratung wird der Antrag mit 199 gegen 196 Stimmen angenommen.
(Stärmißtzer Beifall auf den Bänken der Opposition.) — Die Führer der
Opposition fordern unter Hohn die Regierung zur Abdankung auf, Mi-
nisterbräsident Balfour will sich vor einer Erklärung mit seinen Kollegen
eraten.
A. Juli. (Unterhaus.) Ministerpräsident Balfour erklärt,
die Regierung werde weder zurücktreten noch das Haus auflösen,