196 Eresbrünmien. (August 7.— September Anfang.)
bahnlinie vom Yangtsetal zum Szechwanbecken gepflogen, und es sei zu
hoffen, daß diese Verhandlungen in kurzer Zeit zu einem befriedigenden
Abschluß führen, daß also die Eisenbahn unter den Auspizien der beiden
Mächte gebaut werden würde.
7./4. August. (Portsmouth.) Besuch eines franzöfischen
Geschwaders von 18 Kriegsschiffen. Eine Abordnung des Geschwa-
ders wird in Cowes vom König empfangen, andere besuchen London
als Gäste der Stadt und des Parlaments. — Die Presse bringt
begeisterte Artikel über die Freundschaft der beiden Nationen.
11. August. Das Parlament wird vertagt.
August. Der König reist zur Kur nach Karlsbad, von wo
aus er Kaiser Franz Joseph in Ischl besucht. Daß er nicht mit
Kaiser Wilhelm zusammentrifft, wird auf eine Verstimmung der
beiden Monarchen zurückgeführt. Deutsche offiziöse Blätter lehnen
diese Erklärung ab.
20. August. Der Vizekönig von Indien Lord Curzon tritt
wegen Differenzen mit Lord Kitchener zurück. Sein Nachfolger
wird Earl Minto, früher Generalgouverneur von Kanada.
Ende August. Die Presse findet, daß Japans Mäßigung
und Friedensliebe den Russen überaus günstige Bedingungen be-
willigt habe.
Anfang September. Die Wochenschrift „Outlock“ schreibt an-
knüpfend an die Ostseefahrt der Kanalflotte:
„Deutschland ist natürlich selbst am besten in der Lage, seine Aus-
sichten in einem Wettbewerb mit England auf dem Gebiete des Schiffs-
baues zu beurteilen. Wir betrachten diese Aussichten aber nicht als sehr
groß. Die Stärke unserer Kanalflotte beträgt etwas mehr als ein Drittel
der englischen Flotte. Hier wäre also schon etwas nachzuholen. Es ist
ferner nicht ohne Bedeutung, daß England fest entschlossen ist, nicht zu
dulden, daß die deutsche oder irgend eine andere Flotte der seinigen an
Stärke nahe kommt. Ferner ist noch das Hindernis vorhanden, daß Eng-
land nicht nur bereits einen gewaltigen Vorsprung hat, sondern auch über
die finanziellen Mittel verfügt, diesen Vorsprung beizubehalten und zu ver-
größern. Schließlich hat Deutschland zu erwägen, daß Frankreich, die Ver-
einigten Staaten und Japan — d. h. drei der führenden Seemächte der
Welt — entweder durch die Bande formeller Bündnisse oder einer nicht
formellen, aber nichtsdestoweniger wirksamen Freundschaft mit England
verbunden sind. Ist es nicht klar, daß für Deutschland die Frage der
maritimen Suprematie in der Nordsee oder sonstwo bereits entschieden
wurde, und zwar — gegen Deutschland; daß seine kolonialen und über-
seeischen ehrgeizigen Pläne damit unwiderruflich vereitelt wurden; daß
Deutschland, statt einen nutzlosen Kampf aufrecht zu erhalten, seine Ge-
danken besser den ihm näher liegenden größeren Deutschland zuwenden
sollte? Jedenfalls war es keine göttliche Verfügung, sondern eine sterb-
liche Mutmaßung, jene Erklärung, daß Deutschlands Zukunft auf dem
Wasser liege.