Großbritamien. (November 9.) 199
wo unsere Verbündeten in Japan sich ans Werk machen, die großen Auf-
gaben der Zivilisation durchzuführen, und wo ihre bisherigen Gegner,
unsere Freunde in Rußland, das öffentliche Interesse in Anspruch nehmen
durch die große Bewegung in der Richtung auf die Selbstverwaltung, der
rechte Zeitpunkt zu einem allgemeinen politischen Ueberblick. Wie wir
glauben, ist die Aufgabe des Kaisers Nikolaus und seiner Ratgeber keine
leichte. Diejenigen, bei denen seit Jahrhunderten eine parlamentarische
Regierung in Tätigkeit ist, können am besten die Schwierigkeiten des Kaisers
und seiner Ratgeber erkennen. Es gibt keinen Bürger in Großbritannien,
der ihnen nicht jeden Erfolg wünschte und aus vollstem Herzen den Wunsch
hegte, daß die Bewegung in Zukunft nicht durch unnötiges Blutvergießen
erschwert werden möge. Wir hoffen, daß sie ungezählten Millionen ein
Glück bringen werde, das nicht durch schmerzliche Szenen, wie sie den An-
fang der Bewegung zu einem so beklagenswerten machten, eine Trübung
erfährt. Die britische Regierung hat viele Jahre hindurch ihr Bestes ge-
tan, um Kriegsgefahren abzuwehren und einen Krieg unmöglich zu machen,
soweit er nicht absichtlich begonnen würde. Zehn Jahre hindurch hat sich
die Regierung bemüht, den Gany der Schiedsgerichtsfrage aufs äußerste
zu entwickeln und Konflikten mit den Nachbarländern ein Ende zu machen.
Alle Fälle, in denen Großbritannien es zu einem Schiedsspruch gebracht
hat, sind von Erfolg gewesen und die Hindernisse guter Beziehungen sind
so beseitigt worden. Eine der Hauptquellen von Schwierigkeiten sind die
Grenzfragen gewesen in Ländern des wilden Afrika oder in Ländern, die
unvollkommen vermessen sind. Sie berühren unsere Beziehungen zu Frank-
reich, Deutschland, Portugal und den Vereinigten Staaten von Amerika.
Zur Zeit steht keine Grenzfrage aus. Diese Resultate bedeuten, daß auf
die Dauer Streitursachen beseitigt sind, die jeden Augenblick eine akute Form
annehmen konnten. Von Korea bis Marokko erstreckt sich eine Reihe von
Staaten über drei Weltteile hin, die Schwierigkeiten zwischen den zivili-
sierten Mächten verursachen können. Sie sind politische Depressionsgebiete,
die unvermeidlich ein Einströmen von außen her, das von unheilbringenden
Stürmen begleitet ist, veranlassen. Das Ziel der Diplomatie ist, zu ver-
hindern, daß sie zu internationalen Konflikten führen. Das Problem ist
nicht leicht. Weniger zivilisierte Nationen können des Handels wegen nicht
sich selbst überlassen werden, und der wachsende Wettbewerb der zivilisierten
Länder um Absatzgebiete, die nicht von feindlichen Tarifen umringt sind,
macht es zu einer internationalen Notwendigkeit, in irgend einer Weise
ein Abkommen zu treffen. Wir machen in dieser Hinsicht Fortschritte in
der Erkenntnis, daß durch Abkommen zwischen zivilisierten Ländern selbst —
nicht dort, wo die weniger zivilisierten gegeneinander losgehen — der
Friede aufrecht zu erhalten ist, und daß ferner unsere Bestrebungen und
diejenigen der anderen Länder darauf gerichtet sein müssen, mehr und mehr
Schiedssprüche anzuwenden, um so schnell als möglich alle Grenzfragen,
die Reibungen hervorrufen, zu regeln. Was für Gefahren bleiben sonst
noch? Ich bin so sanguinisch, zu denken, daß wir in Zukunft keinen Krieg
sehen werden, es sei denn, daß eine Nation oder ein Herrscher erstände,
die unfähig wären, einen Plan nationaler Vergrößerung anders auszu-
führen, als durch Niedertreten der Rechte der Nachbarn. Ich habe aber
keinen Grund zu der Annahme, daß ein solches Unglück in Europa ein-
treten wird. Es würde eine Rückkehr zu längst vergangenen Tagen sein,
wenn Europa gezwungen wäre, ein Bündnis gegen eine oder zwei Mächte
einzugehen. Vor hundert Jahren sagte Pitt in einer Rede, die er nach
der Schlacht bei Trafalgar hielt, England habe sich durch seine eigenen
Anstrengungen gerettet und er prophezeite einen langen Krieg. Soweit