200 Großbritannien. (November 15.—Dezember 1.)
die menschliche Voraussicht geht, kann ich dagegen einen langen Frieden
prophezeien. Wir sind glücklicher als unsere Voreltern, aber wir müssen
auf alle Möglichkeiten vorbereitet sein. Wir müssen auf einen Frieden
durch Freundschaft mit allen Nationen rechnen; wir müssen zur Erhöhung
unserer Verteidigungskraft solche Opfer bringen, daß wir dadurch dem Be-
reich der Möglichkeit eines Angriffes entrückt werden. Es werden wahr-
scheinlich noch langjährige Bemühnzeen nötig sein, damit wir versichert
sein können, daß, wie auch immer die Bewegungen der Diplomatie und
die Aenderungen in der Weltordnung sich gestalten mögen, dieses Land,
dessen Interesse der Friede ist, sicher über den Stürmen des Schicksals segt.
Und dieses Land, welches in den vordersten Reihen der Zivilisation steht,
muß, ohne irgend einem anderen Lande in den Weg zu kommen, sein
eifriges Bestreben zeigen, die ganz neue Maschinerie des Schiedsverfahrens
anzuwenden.
15. November. Das „Bureau Reuter“ schreibt über das eng-
lisch-russische Einvernehmen:
„Sowohl auf seiten der englischen wie der russischen Regierung be-
steht der aufrichtige Wunsch, zu einer politischen Entente zu gelangen.
Es fanden auch Erörterungen freundschaftlichster Art statt, um die Hinder-
nisse, welche später, wenn die Zeit reif dafür sein wird, den zu pflegenden
Verhandlungen sich entgegenstellen könnten, zu beseitigen. Endgültige poli-
tische Schritte sind jedoch, solange die wirre Lage in Rußland fortdauert,
nicht angemessen. Man glaubt, daß der erste Schritt zu der Entente in
einer Revision des Handelsvertrages, für die bereits Vorschläge gemacht
sind, gefunden werden kann.“
19. November. Der Passagierdampfer „Hilda“ geht mit
123 Personen bei der Insel Cezembra an der bretonischen Küste
unter.
Ende November. Die Presse diskutiert die Möglichkeit eines
Kabinettwechsels. Viele liberale Stimmen erklären, die Liberalen
würden augenblicklich die Regierung nicht übernehmen, sondern eine
Parlamentsauflösung durch Balfour verlangen.
Ende November. Der Privatsekretär des Königs, Knollys,
dementiert die Zeitungsnachricht, daß König Eduard an der Feier
der silbernen Hochzeit des deutschen Kaiserpaars teilnehmen werde.
Das Dementi gilt in Deutschland als Beweis für die Spannung
zwischen Deutschland und England und für die unfreundliche Ge-
finnung des Königs gegen den Kaiser.
1. Dezember. Die Regierung veröffentlicht den Schriften-
wechsel über die geplante Konferenz der Premierminister der Kolonien.
Daraus geht hervor, daß der Kolonialminister Lyttelton vorgeschlagen
hat, der Konferenz den Namen Reichsrat (Imperial Council) zu geben und
einen ständigen Ausschuß zu bilden, der den Reichsrat auf dessen Verlangen
über Einzelangelegenheiten zu beraten hat. Die Kapkolonie, Natal und
Australien haben sich mit diesem Vorschlag völlig einverstanden erklärt;
Kanada und Neufundland haben sich dagegen ausgesprochen. Neuseeland
erwiderte, es sei nicht in der Lage, eine Antwort zu erteilen, bevor das