212 Frankreich. (März 31.)
keine Ungleichheit in der Erhebung der Zölle, in der Festsetzung der Steuern
oder in bezug auf die Transporttarife zu, die für alle gleich seien. Das
französisch-sponssche Abkommen vom Oktober 1904, durch welches im Aus-
tausch für die Anerkennung seiner Lage und seiner Handelsinteressen durch
Frankreich Spanien dem französisch-englischen Abkommen zustimmt, läßt
Artikel 4 des französisch-englischen Abkommens unberührt, es bestätigt ihn
vielmehr. Durch diesen Artikel 4 zerstreuen wir die berechtigten Besorg-
nisse der Mächte, welche mit Marokko Handel treiben und die darum
Interesse an dem Erfolge unseres zivilisatorischen Werkes haben, weil von
der Entwicklung der Angelegenheiten in Marokko ihre Sicherheit abhängt.
Der Text des Abkommens läßt keine Ausnahme zu, was jede Möglichkeit
eines Mißverständnisses ausschloß. Man fragt, ob der französisch-englische
Vertrag dem Sultan unterbreitet wurde. Gewiß war er es von der ersten
Stunde an. Dies beweist insbesondere die im Juli dem Sultan bewilligte
Anleihe, der seinerseits nur dafür Zolleinnahmen gibt. Vor dem Ueber-
einkommen mit England hatte Frankreich ein Abkommen mit der marok-
kanischen Regierung abgeschlossen, insbesondere um deren Vorgehen mit
dem seinigen in Uebereinstimmung zu bringen und um die Unterdrückung
der Unruhen an der algerischen Grenze zu sichern. Diese Unruhen und
Einfälle der Marokkaner auf unser Gebiet und unseren Handel hätten aus-
gereicht, uns das Recht zu geben, Sondermaßnahmen zu treffen und in
Marokko zu intervenieren. Wir haben vollauf unsere Verbindlichkeiten
gehalten, während die marokkanische Regierung die ihrigen nicht erfüllen
konnte. Wir zogen daraus Nutzen, wie es unser Recht war. Aus Freund-
schaft für die marokkanische Regierung und in richtiger Erkenntnis unserer
Interessen, zogen wir es vor, ihr die Gefahren der Lage zu zeigen, die sich
nur mit Hilfe Frankreichs beschwören lassen, welches mehr als jede andere
Macht ein Interesse hat zu wissen, daß Marokko der Autorität des Sultans
untersteht. Meine heutige Sprache ist genau dieselbe wie die, die ich früher
auf der Tribüne geführt habe. Unsere Sprache in Fez war ebenso frei-
mütig, und die marokkanische Regierung hat bemerkt, daß sie die Not-
wendigkeit unserer Mitwirkung mehrere Male nachgesucht, teils mündlich,
teils schriftlich. Ich habe niemals daraus ein Hehl gemacht, daß es sich
um ein großes und delikates Werk handle, daß Zwischenfälle kommen
würden, um es zu durchkreuzen; aber ist das nicht das Verhängnis jeden
großen Unternehmens? Die marokkanische Regierung erkennt an, daß wir
in Fez bei Personen auf Widerstand stoßen, die ein Interesse daran haben,
daß der gegenwärtige Zustand erhalten bleibe oder bei denen, welche noch
nicht den wirklichen Zweck unseres Vorgehens erfaßten. Aber dies hinderte
die marokkanische Regierung nicht, uns zu bitten, ihr selbst unerläßliche
Reformen anzugeben und um unsere Vorschläge und Ratschläge nachzu-
suchen und zu erklären, daß sie sich danach richten wolle. Das ist die
Aufgabe, die zurzeit unsere Gesandschaft erfüllt. Man weist darauf hin,
daß sie auf große Schwierigkeiten stoßen wird. Die größten sind noch
diejenigen, welche ihr von Frankreich kommen könnten. Ich machte
mir niemals Illusionen über den Widerstand, den wir in Fez finden
können, aber ich sage, daß unser Entschluß dadurch nicht geändert werden
könnte, weil unser Interesse dem entgegenstellt ist. Die marokkanische Re-
gierung wird unserem Wohlwollen und unserer Macht Glauben schenken.
Die vielfältigen Erfahrungen haben sie überzeugt, daß wir keinen Vorwand
und Grund suchten, das sicher ausgearbeitete und sorgfältig studierte Programm
unserer marokkanischen Politik zu erweitern, so daß sie nicht an unserem
festen Willen zweifeln kann, das Programm zu verwiklichen. Sie ist zu
der Hoffnung berechtigt, daß im westlichen Mittelmeerbecken, wo sich, wie