XV.
Rußland.
Anfang Januar. (Moskau.) Der Präsident des Moskauer
Semstwo, Fürst Trubetzkoi, schildert in einem offenen Schreiben an
den Minister des Innern die Notwendigkeit von Reformen, um eine
Revolution zu vermeiden.
1. Januar. (Finnland.) Der Landtag ersucht, unter Be-
tonung der Notwendigkeit, die Ausschreibung für die Wehrpflichtigen
sofort einzustellen und die Verordnung vom 2. April mit den später
noch erlassenen Bestimmungen aufzuheben, den Kaiser, die zur
Wiederherstellung des gesetzmäßigen Zustandes nötigen Maßnahmen
zu treffen.
4. Januar. Ein kaiserlicher Erlaß vom 29. Dezember wird
veröffentlicht, wonach eine 4½prozentige Anleihe im Nennbetrag
von 231500000 Rubel ausgegeben wird.
Januar. Viele Kundgebungen finden in Kreisen der In-
telligenz und Arbeiterschaft für administrative und konstitutionelle
Reformen statt. Die Polizei schreitet mehrfach dagegen ein.
Januar. (Baku.) Bei einem Ausstande der Naphthaarbeiter
kommt es zu Unruhen und Zusammenstößen mit der Polizei und
dem Militär. Viele Bohrtürme werden zerstört.
12. Januar. Die 4½proz. Anleihe von 231 Millionen Rubel
zum Kurse von 94 Prozent wird in Berlin mehrfach überzeichnet.
18. Januar. Ein Rundschreiben des Ministers des Innern
gibt Ausführungsbestimmungen zum Erlaß vom 25. Dezember 1904.
Der Erlaß sehe die Verwirklichung und Beobachtung der Grund-
lagen des Gesetzes von 1861 vor; er schlüe die Erhaltung der bäuerlichen
und ständischen Ordnung, die seit alter Zeit sich herausgebildet habe, keines-
wegs aus. Er erkenne an, daß es unaufschiebbar sei, zur Wahrung der
Gleichheit der Personen aller Stände vor dem Gesetz in das Justizwesen
Einheit zu bringen und allen Justizbehörden die nötige Selbständigkeit zu