Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einundzwanzigster Jahrgang. 1905. (46)

278 Rußland. (August Ende—September 2.) 
wird dankbar den hervorragenden Anteil gebührend schätzen, den Sie an 
der Friedenskonferenz in Portsmouth genommen haben. 
Ende August. (Finnland.) Der finnländische Militärbezirk 
wird aufgelöst. Die in Finnland stehenden Truppen bilden fortan 
das 22. Armeekorps, das nach russischem Muster organisiert ist. 
Ende August. Neue Mobilisierung zur Verstärkung der 
Truppen in Ostasien. 
Die Mobilisierung betrifft einige Distrikte der Gouvernements Wilna, 
Grodno, Kowno, Kurland, Livland, Perm, Wiatka, Simbisrk, Saratow, 
Orenburg, Astrachan, Ufa und die donischen Kosaken. Eine Aushebung von 
Pferden soll vorgenommen werden in einigen Distrikten des Gouvernements 
St. Petersburg, Nowgorod, Pskow, Livland, Tambow, Warschau, Siedletz, 
Lublin, Radom, Grodno, Kijew, Poltawa, Kursk, Tschernigow, Wolhynien, 
Podolsk, Cherson, Jekaterinoslaw, Bessarabien und Taurien. 
August. September. Die meisten Zeitungen begrüßen das 
Ende des Krieges mit Genugtuung und betonen, daß eine diplo- 
matische Niederlage vermieden sei. „Swjet“ und „Nowoje Wremja" 
glauben nicht an die Dauer des Friedens. 
1. September. Der Zar telegraphiert an Lenewitsch über den 
Friedensschluß: 
Die Verhandlungen in Portsmouth führten am 19. August zur Ab- 
lehnung der Forderungen der japanischen Regierung bezüglich der Abtretung 
Sachalins, der Zahlung einer Kriegsentschädigung, der Auslieferung der 
in neutralen Häfen liegenden Schiffe und der Beschränkung der Streitkräfte 
in den Gewässern des Stillen Ozeans. Bei den weiteren Verhandlungen 
gab Japan am 29. August gegenüber allen unseren Bedingungen nach, bat 
aber um Rückgabe des von den japanischen Truppen besetzten Teiles von 
Sachalin, der 1875 von Japan durch Vertrag an Rußland abgetreten wurde. 
Die selbstaufopfernde, mir treue Armee hielt den Ansturm des an Zahl 
überlegenen Feindes in der Mandschurei 19 Monate hindurch Schritt für 
Schritt auf, indem sie hartnäckig seinen Vormarsch zurückwarf. Unter 
Ihrer Leitung organisierte sie sich und wurde verstärkt durch aus Rußland 
eingetroffene Truppen. Gegenwärtig zahlreicher und stärker denn zuvor, 
ist sie nicht nur bereit, den Feind abzuwehren, sondern auch ihm einen 
wuchtigen Schlag beizubringen. Ich und ganz Rußland glauben an die 
Kraft der ruhmreichen Armee und an ihre Bereitschaft, sich für das Wohl 
des Vaterlandes zu opfern. Aber meine Pflicht vor meinem Gewissen und 
dem mir von Gott anvertrauten Volke befiehlt mir, die meinem Herzen 
Teuren nicht länger den endlosen Schrecken des Krieges auszusetzen, um 
die Hälfte einer entfernten Insel zu behalten, welche uns Japan 1875 be- 
sonders im Hinblick auf die in Betreff dieser Insel übernommenen Ver- 
pflichtungen abtrat. Die Präliminarfriedensbedingungen wurden von mir 
angenommen. Die russischen Truppen bewiesen wiederholt während der 
blutigen Kämpfe Mannhaftigkeit und Selbstaufopferung. Uebermitteln Sie 
dieses meiner teuren Armee. Mag sie wissen, daß ich und Rußland ihre 
in diesem schweren Kriege gebrachten Opfer schätzen. 
2. September. (Petersburg.) Der Schah von Perfien be- 
sucht den Zaren.
	        
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