Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einundzwanzigster Jahrgang. 1905. (46)

288 Tũrkei. (Mai — November Mitte.) 
schluß mitzuteilen. Der Prinz mahnt zur Ruhe. — Es kommt zu 
vielen Zusammenstößen zwischen der erregten Masse und der Gen- 
darmerie. 
Mai. Streit mit Rumänien. 
Beschwerden der Kutzowalachen führen zu einem diplomatischen 
Zwischenfall mit Rumänien; am 23. Mai gewährt eine Irade der rumä- 
nischen Bevölkerung das Recht, Gottesdienste in rumänischer Sprache zu 
zelebrieren, das Recht der Errichtung rumänischer Schulen mit eigenen 
Schulinspektoren und Lehrern, das Recht der Gründung von Gemeinden 
unter eigenen Bürgermeistern und das Recht der Entsendung von Dele- 
gierten in die Verwaltungsräte der Vilajets. Die rumänische Regierung 
spricht dem Sultan Dank für dies Entgegenkommen aus. 
Ende Mai. Rinderdiebstähle von Montenegrinern führen 
zu heftigen Kämpfen zwischen türkischen Truppen und Monte- 
negrinern an der Grenze. 
21. Juli. (Konstantinopel.) Auf den Sultan wird ein 
Bombenattentat unternommen, als er nach dem Selamlik die 
Moschee verläßt. Viele Menschen werden getötet und verwundet. 
31. Juli. (Kreta.) Die Generalkonsuln der Schutzmächte 
verkünden das Standrecht, da die Insurgenten die Unterwerfung 
verweigern. 
1. August. (Konstantinopel.) Die sechs Großmächte for- 
dern in einer Kollektivnote die Annahme der makedonischen Finanz- 
reform. — Die Pforte lehnt die internationale Finanzkontrolle ab 
(30. August). 
Mitte August. (Smyrna.) Eine große armenische Ver- 
schwörung wird entdeckt. An 150 Personen werden verhaftet. An- 
fang September werden bei Armeniern größere Dynamitvorräte 
beschlagnahmt. 
August. September. (Makedonien.) Die Kämpfe zwischen 
bulgarischen Banden und türkischen Truppen nehmen wieder zu. 
Anfang September. Im Roten Meer nimmt das Piraten- 
wesen zu. Die italienische Regierung erhebt Beschwerde beim Sultan. 
2. September. (Adrianopel.) Durch einen Brand werden 
1350 Häuser zerstört. 
15. Oktober. Die Pforte lehnt die Einsetzung einer inter- 
nationalen Finanzkommission für Makedonien ab als eine Ver- 
minderung der Souveränität des Sultans. — Österreich-Ungarn 
und Rußland regen eine Flottendemonstration an. 
Mitte November. Bei Prizren stoßen türkische Truppen 
und Albanesen zusammen; die Albanesen erleiden Verluste.
	        
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