296 Nord-Anerika. (April 17.—Juli 1.)
zu unserer wunderbaren materiellen Wohlfahrt beigetragen haben, haben
aber auch eine Sorge mit sich gebracht, die untrennbar ist von der An-
häufung großer Reichtümer in den Industriezentren. Wir haben daher
eine große Verantwortlichkeit uns selbst, der heutigen Welt und den kom-
menden Geschlechtern gegenüber. Wir brauchen die Zukunft nicht zu fürchten,
dürfen uns aber den Ernst der unser harrenden Probleme nicht verhehlen.
Dazu müssen wir die Eigenschaften der praktischen Klugheit, des Mutes,
der Kühnheit und der Ausdauer zeigen und vor allem die Ergebenheit für
die erhabenen Ideale, die die Gründer und Erhalter unserer Republik
groß machten.“
17. April. Der Oberste Gerichtshof erklärt ein Gesetz, das
die Arbeitszeit in den Bäckereien auf zehn Stunden täglich und
auf 60 wöchentlich festsetzt, für verfassungswidrig, weil es der freien
Ausübung der Kontraktrechte widerstreite.
April. Mai. (Chicago.) Bei Ausständen der Fuhrleute und
Holzarbeiter kommt es zu großen Unruhen.
8. Juni. Präsident Roosevelt richtet nach einigen Bespre-
chungen mit dem russischen und japanischen Geschäftsträger folgen-
den Friedensvorschlag nach Petersburg und Tokio:
ch halte die Zeit für gekommen, daß ich mich im Interesse der
gesamten Menschheit bemühen muß, wenn möglich, den schrecklichen und
beklagenswerten Kampf zu Ende zu bringen. Die Vereinigten Staaten
sind mit Japan und Rußland durch Bande der Freundschast und des gegen-
seitigen Wohlwollens verbunden und sind daher für beide in gleicher Weise
interessiert. Der Fortschritt der Welt wird durch den Krieg zwischen zwei
großen Völkern gehemmt. Ich bitte die russische und die japanische Regie-
rung dringend, nicht nur um ihrer selbst willen, sondern im Interesse der
ganzen zivilisierten Welt in direkte Friedensverhandlungen einzutreten.
Ich schlage vor, daß diese Friedensverhandlungen direkt und ausschließlich
zwischen den kriegführenden Ländern geführt werden; mit anderen Worten,
daß russische und japanische Bevollmächtigte ohne Vermittler zusammen-
treten und sehen, ob es nicht möglich ist, daß die beiden Mächte Friedens-
bedingungen eingehen. Ich bitte die russische und die japanische Regierung
ernstlich, jetzt einer solchen Zusammenkunft zuzustimmen, und bin bereit,
alles zu tun, was ich kann, falls die beiden in Frage kommenden Mächte
meine Dienste bei der Vereinbarung der Präliminarien, was den Ort und
die Zeit betrifft, für nützlich halten. Aber auch wenn diese Präliminarien
zwischen den beiden Mächten direkt oder auf anderem Wege vereinbart
werden, werde ich hocherfreut sein. Mein einziger Zweck ist, eine Zu-
sammenkunft zustande zu bringen, welche, wie die ganze zivilisierte Welt
von Herzen wünscht, den Frieden herbeiführen möge.
Juni. Der Gesandte in Venezuela, Bowen, wird entlassen,
weil er unerlaubte Geldgeschäfte betrieben hat. Der Hilfssekretär
des Auswärtigen Loomis erhält aus demselben Grunde einen scharfen
Verweis.
1. Juli. Staatssekretär des Auswärtigen John Hay in New-
bury (New-Hampshire) f. Geboren 1838, im Bürgerkriege Adjutant