Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einundzwanzigster Jahrgang. 1905. (46)

übersicht 
der politischen Entwickelung des Jahres 1905. 
Wie im letzten Jahrgang so haben wir auch in diesem die 
übersicht mit dem japanisch-russischen Kriege zu beginnen: es 
ist das Ereignis, das der internationalen Lage vornehmlich die 
Signatur gegeben hat. — Fortsetzung und Schluß des Krieges 
zeigen denselben Charakter wie der Beginn: eine andauernde mili- 
tärische überlegenheit der Japaner, die aber nicht bis zur völligen 
überwältigung Rußlands ausreicht. Das Jahr begann mit einem 
großen Erfolg der Japaner, mit der Kapitulation des so heftig 
bestürmten Port Arthur, wodurch sich ihre militärische Lage be- 
deutend verbesserte; sie konnten jetzt im Besitze dieser Seefestung 
darauf rechnen, selbst im Falle eines Rückschlags zu Lande eine 
Position auf der Halbinsel Liautung und damit einen Zugang zur 
Mandschurei zu behaupten. Für den Feldzug selbst bedeutete der 
Fall Port Arthurs die Verstärkung des Marschalls Oyama durch 
den größten Teil der Belagerungstruppen. Aber ehe die so ver- 
stärkte Hauptarmee zur Offensive übergehen konnte, wurde sie selbst 
von den Russen angegriffen. Seit der letzten Schlacht (Oktober 
1904) hatten sich beide Armeen gegenübergestanden und sich nur 
durch kleine Vortruppengefechte beunruhigt. Mitte Januar unter- 
nahm eine rusfische Kavallerieabteilung unter General Meschtschenko 
einen größeren Vorstoß, am 25. Jannar folgte der Angriff Kuro- 
patkins selbst, der zu heftigen Gefechten bei Sandepu und Hokutai 
(am Hunho) führte, aber am 3. Februar eingestellt werden mußte. 
Auch die Japaner hatten nicht mehr erreicht als den Angriff der 
Russen abgeschlagen zu haben, eine Verfolgung vermochten sie nicht
	        
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