Nebersicht der politischen Entwickelung des Jahres 1905. 317
zu Wasser und zu Lande nicht widerstehen können. Alle diese Ge-
fahren sind abgewendet worden durch die ungeheure Überlegenheit
der japanischen Seemacht über die russische.
Das ruffische Geschwader Roschdestwenski hielt sich zu Beginn
des Jahres in den Gewässern von Madagaskar auf, steuerte dann
langsam nach Osten, während eine zweite Ersatzflotte unter Admiral
Nebogatow Libau verließ (19. Februar), um sich mit Roschdestwenski
zu vereinigen. Um sie zu erwarten, hielt sich Roschdestwenski län-
gere Zeit in der Bucht von Kamrah, an der Küste von Indo-
china, auf, hier wie bei Madagaskar die Gastfreundschaft des ver-
bündeten Frankreich benutzend. Wenn schon die Duldung der
russischen Flotte in Madagaskar in Japan als Bruch der Neu-
tralität durch Frankreich empfunden wurde, so verstärkte sich dies
Gefühl, als die russische Flotte die ostasiatischen Gewässer erreicht
hatte und die von ihr drohende Gefahr dringender wurde. Pro-
teste in der Presse und in Volksversammlungen wurden laut, Agi-
tationen auf Abbruch der Handelsbeziehungen zu Frankreich wurden
eingeleitet, und in Paris selbst lenkte der japanische Gesandte die
Aufmerksamkeit der französischen Regierung auf die Frage, aller-
dings ohne geradezu einen formellen Protest gegen Roschdestwenskis
Aufenthalt zu erheben (April). Ungeachtet dieser Erregung blieb
Roschdestwenski unangefochten in den französischen Gewässern bis
die Vereinigung mit Nebogatow sicher gestellt war, dann erst brach
er nach Norden auf (Ende April), um Wladiwostok zu erreichen.
Es war kein Zweifel, daß die Japaner alles daransetzen mußten,
die russische Flotte unterwegs anzugreifen: ungefährdet nach Wladi-
wostok gelangt, hätte sie sich dort von den Strapazen der Reise
erholt und so später einen viel gefährlicheren Gegner darstellen
können. Die allgemeine Erwartung auf eine baldige Seeschlacht
ging in Erfüllung: Admiral Togo verlegte der russischen Flotte in
der Straße von Korea den Weg und vernichtete fie in einer Schlacht
bei der Insel Tschuschima (27. und 28. Mai) vollständig. Ein
Artilleriegefecht der großen Linienschiffe leitete das Gefecht ein;
nachdem hierdurch die Russen mürbe gemacht worden waren, fanden
mehrere Torpedoangriffe statt, die nach anfänglichem Scheitern
schließlich die Katastrophe vollendeten. Sämtliche ruffische Linien=