Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

256 
Oeslerrelch. 
zum Nachtheil des ersteren den Begriff einer unabhängigen internationalen 
Existenz fast völlig auf, und in dem Prager Tractate konnte daher, nachdem 
ihm die Verliner Bündnisse vorausgegangen waren, die Bestimmung, daß ein 
süddeutscher Staatenverein in völkerrechtlicher Unabhängigkeit bestehen werde, 
nicht mehr mit Jug eine Stelle finden. Die vorstehenden Bemerkungen be- 
zeichnen Ew. den Standpunkt, welchen wir gegenüber den preußisch-süddeut- 
schen Allianzverträgen einnehmen. Wir sormuliren= keinen Protest, und wir 
ziehen aus der Sachlage keine Consequenzen, aber wir können nicht ein- 
räumen, daß zwischen den Bedingungen unseres Friedensvertrages mit Preußen 
und dem Zustande, den die mehrerwähnten Bündnisse geschaffen, eine wahre 
Uebereinstimmung obwalte. Wir haben keinen Grund, unsere Ansicht zu 
verschweigen, aber wir beabsichtigen nicht, unfruchtbare Discussionen zu ver- 
anlassen, die unserem aufrichtigen Wunsche freundlicher und ersprießlicher 
Beziehungen zu Preußen und den übrigen dentschen Staaten Eintrag thun 
könnten. Von dem Geiste dieser Betrachtungen wollen Ew. sich durchdringen, 
so ost Sie in dem Falle sein werden, den Gegenstand, von welchem ich 
spreche, in Ihren vertraulichen Unterredungen zu berühren. Auch habe ich 
kein Vedenken dagegen, daß Ew. von gegenwärtigem Erlasse durch Vorlesen 
Kenntniß geben.“ · . « , 
Eine weitere Depesche Beust's vom gleichen Tage an denselben 
über die Bestimmung des Prager Friedens bezüglich Nordschleswig 
bezeugt, daß Oesterreich auch dießfalls nicht gewillt sei, Preußen 
Schwierigkeiten zu bereiten: 
Die betreffende Stipulation sei ohne Oesterreichs Zuthun in den Vertrag 
gekommen und lasse dasselbe als Sachwalter für ein Interesse erscheinen, zu 
dessen Vertretung es sich sonst nicht berufen finden würde. „Wenn nun die 
preußische Regierung gewünscht hat, Zeit und Gelegenheit für die Ausführung 
jenes Paragraphs Whlen zu können, so ist sie von uns nicht beengt worden, 
wiewohl uns von anderer Seite her begreiflicherweise schon mancher Aus- 
druck des Bedauerns über die Zögerung nahegetreten ist.“ Dem Wunsche, 
die Einmischung Drikter fernzuhalten, schliehe Oesterreich sich vollkommen an; 
eben deßhalb aber halte es sich verpflichtet, ganz vertraulich, nicht durch einen 
förmlicheren Schritt darauf hinzuweisen, daß bei längerem Offenhalten der 
Frage jener Zweck leicht versehlt werden könne. 
28. März. (Krain). Landtagswahlen: Die deutsche Partei unterliegt 
30. 
und die slovenische erringt, mit Ausnahme des Großgrundbesitzes, 
neuerdings einen vollständigen Sieg. 
„ (Ungarn). Ein Erlaß des Finanzministers an die unter ihm 
stehenden Landeshauptkassen weist dieselben an „vom Erhalt dieser 
Verordnung angefangen, keinerlei Geldsendungen an die Wiener 
k. k. Centralstaatskasse ohne seine Erlaubniß und ohne sein Gut- 
heißen abzuführen.“ Anderseits zeigt das ungarische Ministerium 
dem k. k. Generalcommando in Ofen an, daß es sämmtliche Be- 
hörden angewiesen habe, dienstlich mit demselben ausschließlich in 
deutscher Sprache zu verkehren. 
3. April. (Ungarn). Landtag: Das Oberhaus nimmt das 67er Ela- 
5 
borat bez. der gemeinsamen Angelegenheiten einstimmig an. 
„ (Böhmen, Mähren, Krain). Die Regierung ernennt zu 
Oberstlandmarschällen und Landeshauptleuten entschieden verfassungs- 
treue Männer.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.