92 Das Beuische Reich und seine einzelnen Glieder. (April 9.—Mitte.)
heimrat Klemeth die Krone zum Roten Adlerorden zweiter Klasse (7. April),
dem österreichischen Delegierten Graf Welsersheimb das Großkreuz des Roten
Adlerordens. An den österreich-ungarischen Minister des Auswärtigen
richtet der Kaiser folgendes Telegramm (13. April): In dem Augenublicke,
da Ich mit Genehmigung Ihres Allergnädigsten Herrn dem Grafen Welsers-
heimb das Großkreuz des Roten Adlerordens übersende zum Danke für
seine erfolgreichen Bemühungen in Algeciras, drängt es Mich, Ihnen von
Herzen aufrichtig Dank zu sagen für Ihre unerschütterliche Unterstützung
meiner Vertreter — eine schöne Tat des treuen Bundesgenossen. Sie
haben sich als brillanter Sekundant erwiesen und können gleicher Dienste
im gleichen Falle auch von Mir gewiß sei. Wilhelm I. R.
9. April. Es wird bekannt, daß auf der Berliner Konferenz
der Vertreter sämtlicher deutschen Eisenbahndirektionen die Vor-
schläge des preußischen Eisenbahnministeriums im Prinzip an-
genommen wurden. (Vgl. 1905.)
April. (Reichstag.) Abg. Graf Schwerin-Löwitz (kons.)
bringt in der Budgetkommission folgenden Antrag über die Handels-
beziehungen zu den Vereinigten Staaten ein:
Die Kommission wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu er-
suchen: 1. auf diplomatischem Wege möglichst schleunig festzustellen, ob die
Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika die seitens der Union
mit verschiedenen Bundesstaaten abgeschlossenen Handelsverträge, wie den
Vertrag mit Preußen vom 11. Mai 1828, mit den Hansastädten vom 4. Juni
1828, mit Oldenburg vom 10. März 1847, mit Hannover vom 10. Juni
1847, mit Mecklenburg-Schwerin vom 9. Dezember 1847, als durch Rechts-
nachfolge auch auf das Deutsche Reich übergegangen und noch jetzt als
gültig und rechtsverbindlich betrachtet; 2. für den Fall der Bejahung dieser
Frage entweder diese Verträge sämtlich nach dem 1. Juli dieses Jahres zu
kündigen, oder eine so klare und unzweideutige Deklaration derselben zu
vereinbaren, daß hierdurch Meinungsverschiedenheiten über die Bedeutung
ihrer Bestimmungen für die Zukunft ausgeschlossen werden; 3. von dem
Ergebnis dieser Verhandlungen dem Reichstage möglichst bald und jeden-
falls noch vor dem Schluß seiner jetzigen Tagung Kenntnis zu geben.
11. April. Eine 3½prozentige Reichsanleihe und 3½prozen-
tige preußische Konsols, zusammen 560 Millionen Mark, werden
aufgelegt und anderthalbfach überzeichnet.
14. April. Der frühere Direktor des Kolonialamts, Dr. Stü-
bel, wird zum Gesandten in Christiania ernannt.
Mitte April. (Baden.) Bismarckverehrung und Bismarck-
feindschaft.
Der Gemeinderat von Waldshut tauft den Bismarckplatz in
St. Josefsplatz um. Dazu schreibt der katholische „Badische Landsmann“:
Bravo! Es ist an sich ein Zeichen großer Charakterschwäche, daß bei uns
im Badenerland Bismarck solche Verehrung genießt. Wir Badener sollten
uns doch etwas mehr auf uns selbst besinnen und bedenken, daß Bismarck
es war, der ad majorem gloriam Borussiae uns Anno 1866 den blutigen
Krieg aufhalste und nachher verschiedene Silberlinge abknöpfte. Mögen
All- und Stalldeutsche Bismarcksäulen bauen und alljährlich am 1. April,