160 Nas Beuische Reich und seine einjelnen Glieder. (September 8.)
stellen, und daß von dem hiesigen Stein und dem Lager von Bunzelwitz
die Ueberzeugung auf das preußische Volk übergehen möge, daß, wenn
auch wir einmal in ähnlicher Lage sein sollten, so Gott es will, wir auch
in derselben Weise uns aus dieser Lage herausfinden werden, indem wir
nicht nur auf ihn vertrauen, sondern auch fest zusammenstehen und die
Gaben, die uns verliehen sind, aufs äußerste ausnützen und vor allem in
der Liebe und Hingabe an unser Vaterland gemeinsam wirken! Dann
wird auch die Zukunft für unser Volk und Land gut bestellt sein. Das
sei Mein Wunsch und Mein Gebot an Meine Schlesier. Dem Andenken
des Großen Königs, das wir heute gefeiert haben, ein dreifaches Hurra!
8. September. (Breslau.) Auf einem Diner der Provinz
hält der Kaiser folgende Ansprache:
Mein lieber Oberpräsident! Mit tiefbewegtem Herzen ergreife Ich
heute das Wort, um als souveräner Herzog von Schlesien zu Meinen
Schlesiern zu sprechen. Denn die Eindrücke, die in der kurzen Zeit, in
der Ich unter ihnen weile, auf mich einstürmten, sind so gewaltiger und
packender Natur, daß die Worte mangeln, um ihnen Ausdruck zu geben
und die rechte Form zu finden für den Dank, den Ich Meinen Schlesiern
aussprechen möchte. Nicht bloß am gestrigen Tage, der den Jubel des
Einzugstages womöglich noch übertönte, und nicht nur von seiten der
alten Soldaten im schwarzen Rock mit den Kriegsdekorationen auf der
Brust, die da erzählen können: Wir haben mitgetan zu der Zeit, wo Ge-
schichte gemacht wurde, und die sich rühmen dürfen, Kriegsgefährten des
großen Kaisers und seines erhabenen Sohnes, Meines Vaters, zu sein,
von dem Ihnen allen bekannt ist, wie hoch sein Herz für Schlesien schlug,
sondern auch heute auf Meiner Fahrt durch die grünen, schlesischen Lande
nach Bunzelwitz, Schweidnitz und Rogau und zurück, überall habe Ich die-
selbe Wärme, dieselbe flammende, lodernde Begeisterung gefunden. Es ist
die alte schlesische Treue, die zum Durchbruch kommt, und die beweist die
Anerkennung seitens der Bevölkerung für das, was das Haus Hohenzollern
für sie getan hat. Diese Treue wächst auf einem ganz besonders durch
die Historie geweihten Boden. Denn wer wollte leugnen, daß der schlesische
Boden, wie kaum einer, mit der Geschichte unseres Vaterlandes und un-
seres Hauses in engster Verbindung steht! Und wie könnte man von der
Entwickelung Schlesiens überhaupt ein Wort reden, ohne zunächst und vor
allem der einen gewaltigen Figur zu gedenken, von der die Grenadiere
sangen vom Rhein bis an die Oder: Friederikus Rex unser König und
Herr! Wo der Blick über Schlesiens Fluren schweift, tauchen die Erinne-
rungen an ihn auf, an die unvergleichlichen Kämpfe, unter denen er
Preußen seine Weltmachtstellung schuf, aber auch an die herrliche Friedens-
arbeit, in der er versuchte, das schwer heimgesuchte Land zu heben und zu
stärken. Und wiederum in späterer Zeit war es gerade Schlesien vor-
behalten, einen neuen Hoffnungsstrahl für die schwergeprüften Hohenzollern
König Friedrich Wilhelm III. zu senden, als ihm die lodernde Begeisterung
der ersten Freiwilligen in Breslau entgegenschlug, als die ersten Schild-
erhebungen hier erfolgten, und als Lützows wilde, verwegene Jagd ihr
Treiben am Zobten vor dem Feind begann. Und so ist es seither ge-
gangen. Schlesiens Söhne haben gefochten, wo es darauf ankam, für das
Vaterland einzutreten und ihr Blut einzusetzen. Und so kann man wohl
sagen, die Geschichte unseres Hauses ist unlöslich verknüpft mit dieser, einer
der schönsten Provinzen. Und wir können, wenn wir diese reiche Ge-
schichte überblicken, sie mit einem Wort kennzeichnen, welches einst Mein
hochseliger Herr Großvater sprach, als nach heißem Ringen die Kaiserkrone